(Übringens für die Schweden beginnt der Norden über Stockholm, Kiruna liegt damit schon jenseits von Gut und Böse.)
Die ganze Zeit über sind wir über dem Polarkreis unterwegs, und damit mitten in Lappland. Die Samen sind die Ureinwohner der Region und auch das einzige Urvolk in Europa. Sie leben hauptsächlich von der Rentierzucht, aber viele sind bereits sesshaft geworden. Norwegen, Schweden, Finnland und Russland haben alle etwas unterschiedliche politische Regelungen für die Autonomie der Samen. So richtig funktionieren tut es nirgends. Zum Durchfahren ist Lappland faszinierend: Kilometerweit sieht man kein Anzeichen von Menschen. Das ist nicht nur so ein Ausdruck. Zwischen den Orten liegen zum Teil mehr als 100 Kilometer. Und dazwischen sieht man kein einziges Haus, nur Wald und Seen. Eine Landschaft, die die Seele berührt. Nach gut vier Stunden erreichten wir Kiruna und fanden ein nettes Eck auf dem Ripan Camping, wo wir unser Zelt aufschlugen.
Kiruna
Warum mich Kiruna so reizte? Hm, zum einen hatte ich den Namen immer wieder mal gehört. Zum Anderen hatte ich gelesen, dass es die nördlichste schwedische Stadt ist und eher so eine Art verlassene Stadt, da sich alles ausschließlich um die Eisenerzmine dreht, die dort ist. Die Stadt ist zwar klein und Bergbau geprägt, aber nicht verlassen. Übers Wlan am Camping checkten wir uns für den nächsten Tag eine Führung durch die Mine, die in Betrieb ist.
Die Firma LKAB baut dort hochwertiges Eisenerz im großen Stil ab, nämlich im größten Abbaugebiet Europa’s. Die Führung war interessant. Wir wurden am Hauptplatz vom Bus abgeholt und fuhren damit in die Mine ein. Der Einfahrtsstollen ist nur am Anfang beleuchtet, dann nicht mehr, da sich das Auge so besser auf die Dunkelheit einstellt. Die Mine gibt es schon über 100 Jahre und mittlerweile ziehen sich ein paar hundert Kilometer Straßennetz, so um die 500, unterirdisch durch den Berg. Es gibt Straßenschilder und Kreuzungen wie über Tage. Es gibt einige Hauptschächte in verschiedenen Tiefen, die immer Büros und Werkstätten haben, da die Maschinen auch unter Tage repariert werden. Die ganze Mine wird mit Sauerstoff versorgt: ca. 6.000 m³ pro Sekunde werden in die Mine geleitet. Einer der früheren Hauptschächte wurde für die Besucher hergerichtet: dort sieht man zuerst einen informativen Werbefilm von LKAB im mineneigenen Kino. Danach hatten wir eine Führung, vorbei an den großen Maschinen und mit guten Schaubildern, sodass wir den Prozess der Eisenerzpellets-Herstellung nachvollziehen konnten. Am Ende der Tour gab es Kaffee und Kekse im unterirdischen Minenkaffee und noch etwas Zeit um das kleine Museum zum früheren Abbau zu besuchen. In der Mine wird jede Nacht zwischen eins und zwei das Material für den nächsten Tag heraus gesprengt – allerdings haben wir am Camping nichts davon mitbekommen. Nachdem das Erz großteils vollautomatisch abgebaut wurde, füllen sich die Leerstellen im Stollen auf natürliche Weise mit den Steinen und dem Material der oberen Erdschichten. Das abgebaute Eisen geht mit Zügen (die Schienen gibt es auch schon ca. 100 Jahre entweder nach Narvik (Norwegen) oder Lulea gebracht und dann verschifft. Das natürliche Auffüllen der Stollen führt zu einem Kuriosum. Denn der Abbau hat vor mehr als hundert Jahren begonnen und die Stadt wuchs natürlich mit. Heute ist man aber schon so weit abgebaut, dass der nächste Teil der Eisenerzader unter Kiruna liegt. Das bedeutet beim weiteren Abbau sinkt die Stadt ab. LKAB hat auch dafür eine Lösung: die Stadt wird etwas weiter weg neu aufgebaut! Der Platz ist schon gefunden und der Rohbau des Stadthauses steht. Sonst gibt es dort noch nichts. Im Laufe der nächsten zehn Jahre werden einige alte Gebäude, wie die Kirche, auf LKWs verladen und ins neue Stadtzentrum verlagert. Der Rest wird neu gebaut. Die Einwohner Kirunas können sich aussuchen, ob sie ihr altes Haus mitnehmen, oder in ein neues Haus der gleichen Ausstattung ziehen möchten. Die Kosten für das alles übernimmt LKAB. Wir haben also Kiruna noch am Originalplatz besucht.
Nachdem wir unsere Einkäufe erledigt hatten, schauten wir uns noch zwei Sachen in der näheren Umgebung an.
Eishotel
Nicht weit von Kiruna entfernt steht ein Eishotel, in dem man sich einquartieren kann bzw. dessen Zimmer man besichtigen kann. Jedes Jahr werden die Zimmer neu gestaltet und immer von unterschiedlichen Künstlern. Das Hotel gibt es mittlerweile 365 Tage im Jahr. Von außen sieht es aus wie ein grasbewachsener Wurm. Dieses Mal hatten wir zwar mehr an, als in der Eisbar in Svolvaer, aber kalt war’s trotzdem. Wir gingen in jedes der ca. 20 Zimmer hinein und die meisten waren wirklich toll gestaltet. Unter anderem gab es ein Zimmer mit Clowns, oder eines das wie ein viktorianisches Haus gestaltet war, inklusive Bücherwand und Kamin aus Eis. Nachdem wir jedes Zimmer auch fotografisch festgehalten hatten, verließen wir das Hotel wieder. Draussen war es danach angenehm warm. Mit hat’s getaugt, dass ich mal ein Eishotel von innen gesehen habe. In der Vergangenheit habe ich immer wieder davon gelesen und es hat mich gereizt, mir war aber auch klar, dass mir zu kalt ist um darin zu schlafen. Das ist auch nach dem Besuch noch so. Neben dem Eishotel gab es wieder mal einen Souvenirshop, in den wir schauten. An dieser Stelle möchte ich einmal erwähnen, dass es in Skandinavien nur qualitativ hochwertige Produkte gibt – auch im Touristenshop. Bei diesem fanden wir eine warme Kuscheljacke, die nur 350 SEK kostete, umgerechnet ca. 35,– Euro. Nachdem wir uns sicher waren, dass wir uns nicht verlesen hatten, schlugen wir beide zu. (Schön langsam wird das Auto echt voll – und ich dachte mir schon beim Wegfahren in Österreich, dass es voll sei.) Wen es interessiert: wir haben im Moment Tagestemperaturen von 12° – 16° Grad, in der Nacht sind es so 6° – 9° Grad, Sonnenstunden sind eher spärlich. Aber mit Sonne wird es wesentlich wärmer. Oft geht der Wind. Aber egal welches Wetter es hat – hell ist es zu jeder Tages- und Nachtzeit, Stirnlampe: unnötig.
Samen Dorf
Als letztes besuchten wir an dem Tag noch die älteste Kirche Lapplands, die den Samen gehört. Das danebenliegende „Samen-Dorf“ mit Rentieren sperrte gerade zu, als wir ankamen, aber die Kirche war noch offen. Der Glockenturm bildet den Eingang, dahinter liegt ein kleiner Friedhof in dem die Kirche steht. Das Innere der Kirche ist schlicht, eine Orgel, Sitzbänke, Kanzel und das obligatorische Schiff, das irgendwo von der Decke hängt. Faszinierend waren die geschnitzten Altarbilder im Samen-Stil. Viel bunter als bei uns und ganz andere Szenen. Es gibt keinen Kreuzweg und nur auf der Kanzel hängt der Gekreuzigte. Nicht so dominant am Altar wie bei uns. Die Art der Zeichnungen geht auf die Samenkultur zurück, beim Rest bin ich mir nicht sicher was von den Samen kommt und was dem Protestantismus geschuldet ist. Uns hat die Kirche mit ihrer Deko sehr gut gefallen.
Am Rückweg zum Camping haben wir noch einen Geocache gehoben und uns beim Burger King gestärkt.
Das war der Bericht zum Besuch in Nordschweden. Ziel ist immer noch das Nordkap, und um dorthin zu gelangen, mussten wir zuerst mal ein Stückchen über Finnland fahren. Mehr dazu im nächsten Blog.
Berichte aus der Region
Stockholm – Venedig des Nordens
Im Juli 2018 besuchte ich die schwedische Hauptstadt vier Tage lang. Es war eine gut genutzte Zeit und wir einige der vielen Attraktionen der Stadt gesehen. Der Besuch ist vor allem im Sommer empfehlenswert, während der langen hellen Nächte.
Kiruna und Umgebung
Von Norwegen ging es weiter über Schweden nach Finnland. In dem Bericht geht es um den schwedischen Teil.
In Schweden bei Freunden
Von Norwegen ging es weiter über Schweden nach Finnland. In dem Bericht geht es um den schwedischen Teil.
Weitere Fotos aus der Region
Fotos Stockholm
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