Nach einer Woche Erholung in Ruka machten wir uns auf, um den Rest Finnlands zu erkunden.
Ich weiß nicht, ob es eine gewisse Reisemüdigkeit war, oder ob es wirklich so ist, aber Finnland war – verglichen mit Norwegen – eher fad. Landschaftlich sieht man vom Land der tausend Seen vor allem Wald. Über lange Strecken ändert sich daran nichts. Die praktischen, gratis Heftchen über die Region gibt es nicht mehr. Infos sind zwar mehrsprachig, aber in finnisch, schwedisch und russisch, englisch findet man nur selten. Was es überall gibt sind Saunen. Die gibt es in fast jedem Haus oder jeder Wohnung, in Hotels, auf den meisten Campingplätzen, ja sogar auf einer Tankstelle haben wir eine gesehen. In Finnland sagt man, wenn Sauna und Alkohol nicht mehr helfen, hilft gar nichts mehr. Früher war eine Sauna übrigens multifunktional: man trocknete Wäsche dort, dörrte Obst und lange Zeit war die Sauna der Ort zum Kinder kriegen. Und wenn früher wer im Sommer starb konnte es schon sein, dass der Leichnam bis zum Begräbnis in der Sauna konserviert wurde.
Wir hatten eigentlich Zeit für Finnland, aber irgendwie taten sich nicht so viele Orte auf, die wir besuchen wollten.
Wintersportort
Rafting und Bärenbeobachtung
Aussichtsturm
Felsenfestung
Zentrum der finnischen Seenplatte
Unesco-Weltkulturerbe wegen der Holzhäuser im Ortskern
"Kiss a moose" - kleiner Wildpark mit Elchen, die man mit etwas Glück streicheln kann
Größte Holzkirche der Welt
Kuopio
Unser erster Stopp war in Kuopio, Skisprungfans ist der Name sicher ein Begriff. Neben den Schanzen steht der Puijon Torni/Pääsylippu, ein Aussichtsturm von dem aus man einen guten Blick auf die Schanzen, die Stadt Kuopio und das beginnende Seengebiet hat.
Kerimäki
Einen Halt machten wir in Kerimäki. Dort haben die Bewohner Anfang des 20. Jahrhunderts (glaube ich) mit dem Bau einer Holzkirche begonnen, und als sie fertig waren, war es die größte der Welt. Die Kirche wurde gerade zugesperrt, als wir ankamen, aber wir durften noch für fünf Minuten rein. Hat sich ausgezahlt! Innen wirkt die Kirche noch größer, sie ist sehr schlicht gehalten und hat zwei Galerien. Ich glaube die ganze Stadt könnte hier heute noch Unterschlupf finden.
Savonlinna
Auf der weiteren Fahrt blieben wir bei der Felsenburg von Savonlinna stehen. Ich fand es recht witzig, dass die Burg auf einem kleinen, niedrigen Fels im See steht. In Österreich sind sie ja doch immer auf einem Hügel oder Berg. Mir war auch nicht klar, was die Burg in der Lage so wirklich verteidigen konnte, das versteht man als Küstenbewohner sicher besser.
Wir konnten die Burg nur von außen bewundern, da wir etwas spät dran waren und außerdem eine geschlossene Gesellschaft in der Burg war. Vor der Burg gibt es einen kleinen Park und im Wasser davor schwimmen unechte Schwäne aus Plastik. Sehr skurril.
Mikkeli
Als nächsten Übernachtungsort haben wir uns Mikkeli ausgesucht, das Zentrum der Seenplatte. In Finnland gibt es nicht sehr viele Campings, oft haben wir nur einen oder zwei zur Auswahl. So auch in Mikkeli. Der Platz war sehr groß, und gleich nebenbei gab es einen Art Abenteuerpark für Kinder. Zu unserem Glück sind die Ferien schon vorbei und wir hatten es recht ruhig.
Aus unserer geplanten Seen-Rundfahrt wurde nichts. Das Wetter und die Motivation spielten nicht mit.
Jämsä – Kiss a moose
Aber für die nächste Etappe stand ein Highlight am Programm: „Kiss a moose – Küsse einen Elch“. Es handelt sich um einen kleinen Wildpark in der Nähe von Jämsä, in dem einige Elche leben. Diese sind so zutraulich, dass man sie durch ein Gitter streicheln kann. Ich war begeistert! Im Park gibt es auch ein junges Rentier und ein paar Rehe (eine eigene Art Rotwild, das in Skandinavien eher selten ist.) Dort in der Nähe haben wir auch einen finnischen Geocache gefunden.
Rauma
Als letzte Station haben wir uns den Unesco-Weltkulturerbeort Rauma ausgesucht. Bei unserer Ankunft regnete es und wir erkundigten uns am einzigen Camping in der Nähe um Hütten. Es gab welche – zum Preis von 80,- (!) Euro die Nacht. Das war uns dann doch entschieden zu teuer. Aber auch für den Zeltplatz zahlten wir 28,- Euro. In Norwegen waren es zwischen 12,- und 18,- Euro. Auch dieser Camping war eher groß und hatte ein paar Restaurants (zum Teil auf Schiffen) nur kaum Zeltplätze. Aber wir fanden uns ein Eck.
Rauma selbst, das wir am nächsten Tag besuchten, ist speziell, da der Ortskern nur aus Holzhäusern besteht, deshalb auch das Unesco-Erbe. In den Gassen sieht man fast nur Einrichtungs- und Design Geschäfte. Allerdings hat man in Rauma in zwei Stunden wirklich alles gesehen.
Wir erkundigten uns noch nach Boots-Ausflügen auf die Inseln vor der Küste. Es gab die Alternative auf eine Insel mit einem Leuchtturm zu fahren, oder auf eine mit einer Ruine. Bei beiden hätten wir mehrere Stunden Aufenthalt auf der Insel. Das verlockte uns auch nicht wirklich und wir haben stattdessen einen kitschig schönen Sonnenuntergang vor dem Zelt genossen. Ach ja, am ersten Abend (wir bleiben 2 Nächte auf dem Platz) kam uns ein Fuchs besuchen! Das ist auch ein Highlight des gesamten Roadtrips – auf wie viele Tiere man trifft, wenn man viel draußen ist.
(Ja klar, schon logisch – aber meinen letzten Fuchs hab ich z.B. als Kind gesehen.)
Wir entschieden uns dafür, Helsinki auszulassen und die restliche Zeit für die baltischen Staaten zu nutzen. Von Rauma ging es in den Hafen Helsinkis und mit der letzten Fähre dieses Roadtrips verließen wir Skandinavien um in Tallinn, Estland von Bord zu gehen. Diese Fähre war fast schon ein kleines Kreuzfahrtschiff. Es gab mehrere Bars, eine sogar mit Live-Musik und im Bug eine große Bühne (die jedoch nicht bespielt wurde) mit Panoramafenstern aufs Meer im Hintergrund.
Wow! Also die Sauna-Geschichte finde ich ja schon krass… wie war das gemeint mit dem konservieren von Leiche im Sommer? Wird man dort nur im Winter bestattet?!?
Und die Plastikschwäne im Teich sind wirklich auch sehr skurril!
Weiterhin gute Reise und falls eine totale Reisevertrossenheit einsetzt dann kommt einfach rasch wieder heim! 😉
Hi Alrun,
früher dauerte es wegen der schwierigen Verkehrswege manchmal mehrere Wochen, bis eine Leiche abtransportiert werden konnte. Im Winter konservierte man Verstorbene, indem man sie mithilfe von Mutter Natur einfrohr, im Sommer trocknete man sie in der Sauna, um üblen Gerüchen und Infektionsgefahren vorzubeugen.
Liebe Grüße
Nici