Eine Urlaubswoche in Ruka

Finnland, Roadtrip

Reisezeit: August 2017

Von Karasjok in Norwegen fuhren wir nach Finnland. In Finnlands Norden (der ebenfalls noch zu Lappland gehört) sind die Straßen recht gerade. Zumindest in einer Dimension: sie haben kaum Kurven. Allerdings sind fast alle geraden Straßenstücke wellig. Ein lustiger Anblick. Das Tempolimit liegt meistens bei 100 km/h, trotzdem ist auf Sicht fahren angeraten, da immer wieder Rentiere auf der Straße sind. Auf der Strecke sahen wir viel Wald. Wirklich viel Wald. Dazwischen ein paar Seen – von denen soll es in Finnland ja schlapppe 170.000 geben. Wir waren in der Abenddämmerung unterwegs und die Farben und das Licht waren wieder einmal atemberaubend.

Es war die längste Fahrtetappe auf unserer Reise bisher, denn wir saßen sechs Stunden im Auto und erreichten das Tagesziel Ruka in der Nähe von Kuusamo. Auf dem Weg hierher blieben wir einmal stehen, um eine Pizza zu essen (es war etwas ungewohnt in Euros zahlen zu können), dennoch war es bereits späterer Abend, als wir in Ruka ankamen. Als wir auf die Karte schauten, staunten wir etwas, obwohl wir ja wussten wie weit wir gekommen waren, denn es zeigte sich dass wir an einem Tag ein Drittel Finnlands durchfahren haben. Ein Tempo, dass wir überhaupt nicht mehr gewohnt sind!

 

Ruka

Wintersportort

Rafting und Bärenbeobachtung

Kuopio

Aussichtsturm

Savonlinna

Felsenfestung

Mikkeli

Zentrum der finnischen Seenplatte

Rauma

Unesco-Weltkulturerbe wegen der Holzhäuser im Ortskern

Jämsä

"Kiss a moose" - kleiner Wildpark mit Elchen, die man mit etwas Glück streicheln kann

Kerimäki

Größte Holzkirche der Welt

In Ruka steuerten wir zuerst einen Camping an, aber den gab es nicht mehr. Danach kamen wir an netten Blockhütten im Wald vorbei, bei denen aber der Vermieter nicht erreichbar war. Beim dritten Anlauf klappte es: gleich ein paar hundert Meter weiter gab es noch Hütten zu mieten und zwar für 60,– Euro die Nacht. Wir nahmen eine für die Nacht und staunten nicht schlecht, als wir die „Hütte“ sahen. Es handelte sich um ein großes Blockhaus, ca. 80m² Wohnfläche, mit zwei Schlafzimmern, einer großen, voll ausgestatteten Wohnküche inklusive offenem Kamin und eigener Sauna, zum Abkühlen konnten wir auf die Veranda gehen.  Wir verlängerten gleich mal unseren Aufenthalt.

Außerdem kamen uns immer wieder Rentiere auf dem Rasen vor dem Haus besuchen. Man muss wissen: in der Region Kuusamo gibt es ca.  50.000 Einwohner und 70.000 Rentiere; in Ruka gibt steht es 15.000 zu 16.000 – ebenfalls für die Rentiere. Dementsprechend sieht man die Tiere immer wieder auf den Straßen.

Finnen sind praktisch veranlagt

Das merkt man auch an der Einrichtung. In unserem Bad steht ein Trockenschrank. Also ein Schrank in dem drei Reihen Heizstäbe zum Aufhängen sind und zudem noch warme Luft zirkuliert – äußerst effizient. Und der Küchenschrank über der Abwasch hat einen Gitterboden zum Geschirrtrocknen.

Denn warum soll man abtrocknen, wenn das auch die Schwerkraft und die Luft erledigen können?

Jetzt mag man sich vielleicht fragen, warum mitten im Nirgendwo solche Gästehäuser gebaut werden. Ganz einfach: Ruka ist ein Wintersportort und im Sommer ist Nebensaison. Übrigens sehen wir von unserer Hütte aus auf die Schanze vom Schispringen in Kuusamo und konnten sogar zweimal wen beim Sommerspringen beobachten. Einmal sind wir auch zur Schanze gefahren und standen mutterseelenallein vor ihr. Naja nicht ganz – rund um uns trieben sich sicher 20 Rentiere herum.

Der Ortskern von Ruka ist ein Touristen-Skidorf wie man es auch in Österreich findet. Aber sie bieten auch im Sommer was: es gibt einen Disc-Golf Park (Bei Disc-Golf versucht man mit Frisbee-Scheiben in metallene Körbe zu treffen. Gibt es öfter in Finnland – und übrigens auch im Wiener Prater.) und eine Sommerrodelbahn.

Ach ja, Ruka liegt mitten im Rentierzuchtgebiet. Fast jeden Tag kommen uns einige der Tiere besuchen und grasen auf der Wiese vor dem Haus. Ein feiner Platz zum Urlaub machen und wir genossen es sehr, auch weil an einigen Tagen die Sonne schien und ein T-Shirt reichte. Barts hat es auch gefallen, er hatte mal Zeit zum Basteln.

Am ersten Tag haben wir uns gleich mal schlau gemacht, denn hier in der Gegend kann man Bärenbeobachtungen machen. Da die nächste Tour aber erst am Sonntag angeboten wurde, verlängerten wir den Aufenthalt in der Blockhütte auf insgesamt eine Woche. Außerdem waren wir Lebensmittel einkaufen (gute Wurst, aber das mit dem Brot müssen sie noch üben, die Finnen). Und – ihr werdet es nicht glauben – ich bekam gleich am ersten Tag in Finnland eine W-Lan Karte. Somit kann ich wieder unabhängig Blog schreiben – sehr fein!

Ansonsten zogen die Tage ruhig ins Land. Wir genossen das faule Nichts-tun und das Hirn hatte die Gelegenheit die letzten Wochen ein bisschen zu verarbeiten. An eins müssten wir uns „so weit südlich“ erst wieder gewöhnen: es wurde am Abend wieder recht dunkel! Und genauso wie es die hellen Nächte am Anfang schwierig machten, ein Zeitgefühl zu haben, geht es uns jetzt umgekehrt mit der Dunkelheit.

Saunieren & Rafting

Einige Ausflüge machten wir aber noch. Immer wieder hatten wir vom finnischen Saunapfad hier heroben gelesen, der neun außergewöhnliche Saunen verbindet. Nach viel Recherchieren und etwas Nachfragen stellte sich heraus, dass dieser nur im Winter angeboten wird. Aber wir bekamen die Gelegenheit einen Ausflug zu einer einmalbeheizten Holzsauna direkt am See zu machen. Diese war zudem noch fast eine typische Rauchsauna. Weil in Finnland die Ferien bereits vorbei sind, hatten wir die Sauna für uns und genossen sie, sowie auch die Abkühlung im See – für die Mutigen unter uns :-). Auch das Ritual des Schlagens mit Birkenzweigen haben wir probiert und für gut befunden. Es regt die Durchblutung an und riecht gut.

Zugleich mit der Bärenbeobachtung buchten wir auch eine Rafting-Tour an einem anderen Tag. Ich war noch nie raften und am Anfang etwas nervös, aber das Ganze hat sich als harmlos herausgestellt. Die Tour war in einem Teil des Nationalparks und ging über drei Stromschnellen der Stufen 2-4 (die Skala reicht bis 6). Sie ist eine der „ärgsten“ die man in Finnland machen kann, trotzdem ist sie auch für Anfänger geeignet. Nach der ersten Eingewöhnung hat es mir großen Spaß gemacht. Da Finnland mehr Seen als Flüsse besitzt, waren auch die Raftingstrecken kurze Flussabschnitte zwischen Seen. Lustigerweise wurde unser Boot vom zweiten Boot, das einen Motor hatte, von der Einstiegsstelle am Seeufer bis zum Rafting-Platz gezogen.

Bärenbeobachtung

Am letzten Tag in Ruka stand das Highlight – die Bärenbeobachtung – am Abendprogramm. Wir fuhren mit einem Kleinbus (insgesamt 8 Personen) eine gute Stunde in den Osten. Ein paar Kilometer von der russischen Grenze entfernt – hinter der ein unbewohnter Grenzstreifen von 25 Kilometern Breite verläuft – steht das Bärenbeobachtungshaus. Es handelte sich um ein kleine Haus mit großen Fenstern und Löchern für die Kameraobjektive. Die Fenster waren von der anderen Seite mit einer Sichtschutzfolie beklebt. An dieser Stelle werden die Bären jeden Tag im Sommer mit Fischresten gefüttert, entsprechend gerne und pünktlich kommen sie. Als wir ankamen wartetet der erste Braunbär schon. Wir waren für drei Stunden dort und in diesen Stunden tat sich immer was. Zeitweise waren sechs Bären zugleich da und unser Führer meinte, dass wir elf verschiedene Bären gesehen haben. Es hat mich wieder sehr berührt, die Tiere frei in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen. Zum Teil waren sie keine drei Meter von uns entfernt. Einfach genial. Die meiste Zeit haben sie gefressen, aber einmal gab es eine kleine Meinungsverschiedenheit wem der Fisch gehört. Plötzlich zeigten die sonst eher tollpatschig und ruhig wirkenden Tiere, dass sie ja doch Raubtiere sind. Neben den Bären haben wir auch wieder einige Adler gesehen, zum Teil auch wirklich nahe. Und am fast am Ende unseres Besuchs – meinte zumindest unser Guide – haben wir auch einen Wolf heulen gehört. Als wir die Hütte wieder verließen, versuchte unser Führer den letzten Bären durch Rufen zu vertreiben, aber der war (wahrscheinlich vom vielen Fressen, wer kennt das nicht?) zu faul sich zu bewegen. So legten wir die 100 Meter zum Bus mit dem Wissen zurück, dass hinter uns ein Braunbär sitzt. So richtig geheuer war das wohl niemanden. (Von der Bärenbeobachtung gibt es auch ein Video.)

Während ich die Stunden aus dem Fenster sah, und nur wilden, ursprünglichen Wald sah, musste ich daran denken, dass es solche Orte vor vielen 100 Jahren auch bei uns oft gab. Und konnte gut verstehen, dass man Respekt und zum Teil sicher auch Angst im Wald hatte. Zuviel Fläche, auf dem der Mensch nur Gast ist. Ich finde es sehr schön, dass es solche Gebiete immer noch gibt.

Nach dieser Woche die irgendwie Urlaub von der Reise war, geht es nun weiter. Im nächsten Beitrag werde ich euch berichten, was wir im Süden Finnlands entdeckt haben.

1 Kommentar

  1. Alrun Feurstein

    Servus! Ich sitze gerade im Zug nach Vorarlberg und lese deine Geschichte vom Bärenbeobachten. Schon vom Zug aus erscheint der Wald rund ums Öztal sehr wild und genau so als könnten sich auch hier Bären und Wölfe wohlfühlen! Das waren früher schon noch andere Herausforderungen und im hohen Norden ists heute noch „wild“!
    Tolle Eindrücke! Danke!

    Antworten

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