Die Inseln Muhu & Saaremaa
Nach Tallinn fuhren wir weiter auf die Inseln Muhu und Saaremaa. Vom Festland geht eine Fähre nach Muhu (eine kleine Insel). Von Muhu nach Saaremaa fährt man über einen langen Damm. Da wir am späteren Nachmittag ankamen, machten wir uns gleich auf die Suche nach einem Camping. Das Navi zeigt uns auch einige im Norden der Insel, aber es stellte sich heraus, dass das keine Campingplätze waren, sondern Raststellen im Wald: mit Feuerstelle, Mülleimer und Plumpsklo. Also fuhren wir noch einkaufen um mit Wasser und Grillwürstel einen solchen Platz für die Nacht in Besitz zu nehmen. Es war ein toller Zeltplatz – 2 Meter vom Meer entfernt, ungestört und mit einem wärmenden Feuer.
Am nächsten Tag machten wir die Insel Saaremaa unsicher: als erstes fuhren wir in das nicht weit entfernte Angla, denn dort gibt es noch einen Hügel, auf dem fünf von neun alten Windmühlen wieder aufgebaut stehen. Bei ein paar davon konnte sogar der Turm mit dem Windrad gedreht werden, um sie gut auf den Wind auszurichten. Neben den Windmühlen gibt es ein kleines Museum in dem allerlei alte Maschinen ausgestellt sind.
Kaali
Das nächste Ziel war Kaali. Der kleine Ort verdankt seine Bekanntheit einem großen und mehreren kleinen Meteoritenkratern, die dort zu finden sind. Der größte Krater hat einen Durchmesser von 110 Metern und ist 22 Meter tief. In seinem Zentrum liegt ein kleiner Teich mit ca. 50 Metern Durchmesser. Es war die zweite Stelle weltweit, an der man nachweisen konnte, dass ein Meteor eingeschlagen hat. Uns genügte ein kurzer Fotostopp vor Ort.
Die Hauptstadt Estlands besticht durch viel Geschichte. Die Altstadt ist eine wilde Stilmischung, deutlich aus dem Mittelalter und lädt ein zu langen Entdeckungstouren. Eine Stadt in die ich mich auf Anhieb verliebt habe. Ein langes Wochenende ist für den Besuch ausreichend.
In Angla wurden 8 alte Windmühlen erhalten und wieder hergestellt und sind zu besichtigen. Die Windmühlen waren früher weit verbreitet in Saaremaa, heute findet man sie selten.
Der Name Kaali erinnerte mich an die indische Göttin der Zerstörung. In Kaali liegt ein großer Meteoritenkrater - ich weiß nicht was zuerst da war, der Name oder der Krater.
Eine sehr schön renovierte Burganlage. Der Besuch zahlt sich aus, denn man sieht nicht nur die Innenräume, sondern kann sich auf mehreren Etagen auch über die Geschichte Estlands und vor allem die Zeit, in der Estland zur Sowietunion gehörte, informieren.
Pärnu ist ein früherer Kurort, der für Schlammbäder berühmt war. Die Stadt hat einen kleinen Sandstrand etwas außerhalb.
In Pärnu gefielen mir die unterschiedlichen Häuser und Fassaden sehr, eine gemütliche Kleinstadt.
Eigentlich wollten wir an dem Tag noch an die Nordwestküste fahren, da es dort anscheinend eine Robbenkolonie gab. Schlauerweise machten wir zuerst Halt im Besucherzentrum des Nationalparks, um zu schauen, wie wir dort am besten hinkommen. Wir wurden informiert, dass die Robben aufgrund des Sturms an dem Tag weit draußen im Meer seien und kaum zu sehen sind. Wenn dann müssten wir mit dem Boot eine längere Tour machen, und auch dafür wäre nicht das richtige Wetter. Kurzerhand strichen wir den Nordwesten von unserem Plan und fuhren in den Süden der Insel.
Kuressaare
Für die Nacht fanden wir einen schönen Camping in der Nähe von Kuressaare. Wir mussten Wäsche waschen und da der Nachmittag schön war, wollten wir Wind und Sonne nutzen, um die Wäsche zu trockenen. (Trockner gab es keinen.) Hätten wir uns den Wetterbericht angesehen, hätten wir gewusst, dass das nicht ganz funktionieren wird. Denn für die Nacht war Regen angesagt. Wir versuchten unser bestes, aber mitten in der Nacht mussten wir doch die noch feuchte Wäsche vor dem Regen in Sicherheit bringen. Es scheint so, als ob Waschen die Herausforderung des Urlaubs ist 🙂
Am nächsten Tag besichtigten wir die Burg in Kuressaare (Arensburg). Bereits 1330 wurde diese als ein Konventionshaus des Deutschen Ritterordens gebaut, später wurde sie Bischofssitz. Dass die Burg heute zu den besterhaltensten des Baltikums zählt verdankt sie der Pest: Im Kampf gegen die Truppen Peters des Großen im Großen Nordischen Krieg waren die Schweden durch die Epidemie so geschwächt, dass sie die Festung kampflos räumten.
Die Anlage war schon von außen beeindruckend, da sie wunderschön renoviert wurde. Nach dem Betreten staunte ich nicht schlecht: in der Burg erzählt ein großes Museum von der Geschichte der Insel. Der Hauptteil der Ausstellung handelt von der russischen Besetzung. Diese Ausstellung ist sehr gut, modern und informativ aufgebaut, fast alles ist auch in englisch erklärt. Immer wieder muss ich daran denken, dass dieser große Umbruch – das Ende der Sowjetunion und des Kommunismus – erst vor gut 25 Jahren war. Ein Ereignis, dass meine Altersgenossen hier miterlebt haben. Bei uns in Österreich fanden die letzten großen Umwälzungen ja doch schon vor 1-2 Generationen statt.
Koguva
Wir setzten unseren Rückfahrt über Saaremaa fort und blieben dabei auf der kleinen Insel Muhu beim Freilichtmuseum in Koguva stehen. Als wir dort waren schüttete es aus Eimern und ich schaute mir die Anlage nur kurz von außen an. Angeblich wohnen dort noch Menschen auf die althergebrachte Art und Weise. Die einzigen die ich gesehen habe, waren die beiden Mädels an der Kassa. Aber wie gesagt, ich machte nur eine Stippvisite. Bei Sonnenschein ist es sicher ein netter Ausflug.
Pärnu
Wir entschieden uns ein paar Tage in Pärnu, einem Kurort mit Moorbädern, an der estnischen Küste zu bleiben. Mittlerweile tun hin und wieder „Ruhetage“ recht gut, damit das Hirn mit dem Verarbeiten der letzten Monate nachkommt. Eigentlich wollten wir ja campen – auch damit das Zelt wieder trocken wird – aber der Camping war nicht für Zelte geeignet und hatte auch keine schöne Lage. Spontan entschlossen wir uns dazu, uns was Gutes zu tun und buchten zwei Nächte im Hotel Alex Maja, in einem Apartment mit Sauna und Whirlpool. Das Zimmer war wunderschön und mit 63m² geräumig genug, dass wir auch die Wäsche fertig trockenen konnten.
Pärnu ist ein netter Ort der zum Schlendern und Beobachten einlädt. An beiden Tagen waren wir in der Stadt unterwegs, versuchten ein paar Caches (einige auch gefunden) und genossen die wärmenden Sonnenstrahlen. Die Kleinstadt hat Flair: die Gebäude sind eine wilde Mischung aus verschiedenen Stilen und in verschiedenen Verfallstufen und geben den Straßen ein vielseitiges Gesicht. Die einzige Sehenswürdigkeit, die wir besuchten, war die Kirche zu Ehren Katharinas der Großen. Ansonsten waren wir draußen: haben im Park eine Runde gedreht, sind Richtung Hafen zu einem alten Industriegebäude spaziert (Cache) und haben viel fotografiert. An jedem Abend konnten wir in einigen Bars hören, dass Karaoke gesungen wird. Es waren erholsame Tage und unser Abschluss in Estland.
Auf der Weiterfahrt nach Riga, Lettland am nächsten Tag machten wir noch einen Halt am Strand um das Zelt trocknen zu lassen. Währenddessen machten wir noch einen Geocache und genossen die Sonne auf der Wiese vor der Düne. Ein paar Kilometer vor der Grenze kamen wir noch mitten in ein lokales Radrennen. Und erst zwei Meter vor dem Ziel (bei der Grenze) wurden wir umgeleitet – eigentlich wär ich ja schon gerne durchs Ziel gefahren.
Den nächsten Bericht gibt’s aus Riga.
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In Tallinns Altstadt habe ich mich auf Anhieb verliebt und kann nur empfehlen die Stadt einmal zu besuchen.
Estland klingt fein! Außer der ganze Regen ständig! Zum Glück konntet ihr eure fahrt ins nächste Land trocken antreten 😉
Die Feuerstelle im Wald schaut richtig nett aus!
LG Alrun