Stockholm – Venedig des Nordens

Schweden

Reisezeit: Juli 2018

Im Juli 2018 war ich mit meinen Eltern für ein paar Tage im Norden, um die schwedische Hauptstadt Stockholm zu erkunden. Bei meinem Roadtrip 2017 habe ich die skandinavischen Hauptstädte ja ausgelassen.

Die beste Reisezeit ist der Sommer, mit den langen hellen Nächten. Dann spielt sich das Leben in Skandinavien draussen ab. Aber auch in den anderen Jahreszeiten ist die Stadt interessant, da sie kulturell viel zu bieten hat.

Wie in vielen Städten gibt es einen Stockholm-Pass, der den öffentlichen Verkehr und Eintritte oder Rabatte für viele Sehenswürdigkeiten abdeckt. Wir hatten so einen und haben ihn gut genutzt und einige Attraktionen vom Venedig des Nordens gesehen.

Begleite mich durch die Stadt:

„Gamla Stan“ – die Altstadt

Die Altstadt liegt auf drei Inseln – von 14 Inseln aus denen Stockholm besteht. Die größte der drei heißt Stadsholmen (frei übersetzt „Stadtinsel“) und ist seit dem 13. Jahrhundert besiedelt. Heute findet man in der Gamla Stan eine große Dichte an Sehenswürdigkeiten, wie dem Königlichen Schloss und einige Museen.

Im Sommer durch die Innenstadt zu flanieren ist ein Genuss. Überall gibt es etwas zu sehen: Leute zu beobachten, Läden mit qualitativ hochwertigen Produkten zu entdecken, oder ein gutes Essen in einem der vielen Lokale zu genießen. Die Gassen sind eng, zum Teil mit Kopfsteinpflaster belegt, und charmant.

Göteborg
Kiruna
Lerkil
Stockholm

Kombi: Hop-on Hop-off und Bootstour

Um einen ersten Überblick über die Stadt zu bekommen, wollten wir mit einer Bustour starten. Da es uns aber zu lange dauerte bis der richtige Bus kam (es gibt 2 Anbieter), gingen wir ein kleines Stück weiter und starteten mit der Bootstour über den Strömmen, einem Teil von Stockholms Wasserwegen. Wir wollten nämlich gleich mit einem Highlight starten und das Boot brachte uns auf die Insel Djurgården direkt zur Vasa.

Djurgården

Djurgården war früher ein königliches Jagdgebiet und ein königliches Wildgehege. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde es ein öffentliches Naherholungsgebiet, ähnlich wie der Wiener Prater. Im 19. Jahrhundert wurde das Freilichtmuseum Skansen begonnen. Heute findet man auch das Nordische Museum, der Familienpark Gröna Lund und einige Museen auf der Insel. Die bekanntesten Ausstellungen sind über die Vasa und über ABBA.

Das Vasa-Museum

Wahrscheinlich hast du schon einmal von der Vasa gehört. Dem wohl einzigem Schiff, das Weltruhm erlang ohne jemals den Heimathafen verlassen zu haben.

Am 10. August 1628, dem Tag der Jungfernfahrt, sank das königliche Kriegsschiff Vasa bei ruhiger See nach 1300 Meter Fahrt – noch im Stockholmer Hafen. Was da 100 Meter vor der Südspitze Djurgårdens unterging und 30 Menschen in den Tod riss, war der Stolz der Seemacht Schweden.
(aus DK Vis-a-Vis Reiseführer „Stockholm“)

Der Grund für den Untergang ist nicht restlos geklärt. Vermutet wird, dass die Kanonen nicht gesichert waren, verrutschten und das Schiff Schlagseite bekam. Außerdem wird erzählt, dass der König das Schiff noch imposanter wollte und ein Deck draufsetzen ließ. Niemand wagte es, ihm zu sagen, dass das die Seetüchtigkeit in Frage stellt. Immerhin war er der König.

Wie die Geschichte ausging, ist bekannt. Erst 1956 wurde die Vasa wiederentdeckt und in einer spektakulären Aktion geborgen. Nach umfassender Restaurierung wurde 1990 das rund um das geborgene Wrack gebaute Museum eröffnet.

Ich hatte davor einiges darüber gehört und ging mit großen Erwartungen durch den Eingang. Ich wurde nicht enttäuscht. Unter dem Kiel eines solchen Kolosses zu stehen ist beeindruckend. Auf mehreren Stockwerken kann man die Vasa in vielen verschiedenen Blickwinkeln bestaunen. Themenausstellungen rund um das Leben zur Bauzeit der Vasa und Filmvorführungen komplettieren das Museum. Später habe ich erfahren, dass man früher auf die Vasa selbst gehen konnte. Heutzutage ist das nicht mehr möglich, um das alte Holz nicht zu gefährden.

ABBA Museum

Nach einer kleinen Stärkung spazierten wir weiter über Djurgården zum ABBA Museum. Wir hatten Glück erwischten einen Tag, an dem sehr wenig los war. Das Museum ist ähnlich aufgebaut wie die City of Rock in Namsos, wo wir beim Roadtrip einen Halt machten. Allerdings ist das ABBA Museum um einiges größer und professioneller. Dank Audioguides erfährt man viel über die Vergangenheit der Band. Von den Anfängen, über die großen Erfolge, die privaten Herausforderungen spannt sich der Bogen bis in die Gegenwart: zum Erfolg von Mama Mia und den Einzelprojekten der jeweiligen Mitglieder.

Viele Stationen beschäftigen sich interaktiv mit Musik, das Tonstudio wurde nachgebaut und es gibt sogar ein Klavier, das mit einem Gegenstück in Benny’s Haus verbunden ist. Spiel er zu Hause, dann sieht und hört man das auch auf dem Gegenstück im Museum. Die vielen ausgestellten Kostüme machen es leicht, wieder in die Zeit der 70er einzutauchen. Der Ruhm ABBAs ist im Ausstellungsraum ihrer vielen Goldenen Schallplatten deutlich zusehen.
Ein kurzweiliges Museum, das durch die zeitlose Musik der Band viele Generationen begeistert.

Stadshuset – Das Rathaus

Das 1923 fertiggestellte Rathaus ist ein Wahrzeichen der Stadt und sehenswert. Es ist nur mit einer Führung zu besichtigen, diese werden in mehreren Sprachen angeboten. Die Tour startet in der Halle, in der das Nobel-Dinner jährlich stattfindet. Jeder Veranstaltungsgast hat 50 cm Platz – ist das nobel?  Über eine pompöse Treppe kamen wir. in den ersten Stock. Dort befindet sich der Sitzungssaal der Stadtverwaltung. Außerdem der prunkvolle „Goldene Saal“ der mit Mosaiken gestaltet ist.

Die Prinzengalerie ist auf andere Art beeindruckend. Wenn in dem langen Saal getafelt wurde, konnte nur eine Tischseite die Aussicht genießen. Daher malte Prinz Eugen kurzerhand auf die gegenüberliegende Wand dasselbe Stadtbild auf.

Der Rathaus-Turm soll eine tolle Aussicht auf die Stadt bieten, aber da wir die stündlichen Führungen nach oben gerade verpasst hatten, wollten wir nicht darauf warten.

Markthalle Östermalmhallen

Eine der größten Markthallen Stockholms ist gerade im Umbau, aber das Ausweichquartier ist auch einen Besuch wert. Wie überall in Skandinavien ist der Qualität der hier angebotenen Produkte absolut hochwertig. Delikatessen aus dem Meer, wie Austern, Lachs und Garnelen in vielen Varianten gibt es ebenso wie Fleisch und Wurst. Wer noch kein Rentier probiert hat, kann das dort nachholen.

Schloss Drottingholm

An einem Tag machten wir einen Bootsausflug über den Mälaren zum Schloss Drottingholm. Die Anlage besteht aus dem Schloss mit Park, einem Theater und einem chinesischen Pavillon und gehört zur Gänze zum UNESCO Weltkulturerbe. Sein Beiname ist das Versailles des Nordens.

Das Schloss selbst hat uns nicht vom Hocker gehauen. Zum einen lag es daran, dass wir recht bald nach dem Aufsperren dort waren und zu der Zeit Massen an Touristen dieselbe Idee hatten. Zum Anderen sind nicht viele Räume für die Besichtigung geöffnet. Bis heute bewohnt die königliche Familie einen Teil des Schlosses.

Aber was uns beeindruckt hat, war das Theater. Es wurde schon viermal wieder aufgebaut, da es öfter abgebrannt ist. Doch mit jedem Bau wurde das verfügbare Geld weniger. Das bis jetzt erhaltene Theater ist komplett aus Holz gebaut. Allerdings mit vielen optischen Täuschungen, sodass es wirkt wie aus Marmor gebaut. Durch eine gekonnte Nutzung der Perspektive und passenden Malereien erscheint das Theater auch größer als es ist.
Die Kulissen sind ebenfalls aus Holz und werden bei den jährlichen Aufführungen von bis zu 40 Männern händisch über ein Zugseilsystem bewegt. Einmal im Jahr ist auch das Königspaar bei der Aufführung dabei. Die Bewegung der Kulissen sahen wir leider nicht, aber auch so war es eine sehr interessante Führung durch einen ungewöhnlichen Ort.

Riddarholmskyrkan

Auf einem unserer Spaziergänge durch Gamla Stan landeten wir bei der Grabeskirche. Hier werden die Mitglieder der königlichen Familie bestattet. Der Prunkt und Pomp der Sarkophage lässt auch keinen Zweifeln daran aufkommen, dass hier nicht irgendjemand liegt. Schön gearbeitet waren die letzten Ruhestätten allemal.

Königliches Schloss

Die Wachablöse, die jeden Mittag beim Schloss stattfindet, haben wir nicht gesehen, dafür haben wir uns im Königlichen Prunkgebäude etwas umgesehen.

Vor dem Schloss stand hier im 13. Jahrhundert eine Burg mit dem Namen „Tre Kronor“, übersetzt Drei Kronen. Ende des 17. Jahrhunderts brannte sie ab und das Schloss wurde errichtet. So klobig es außen wirkt, aber innen ist es ein Prachtbau. Es sind einige der 608 schön gestaltete Räume zu besichtigen und per Audioguide gibt’s die Infos zu den Prunksälen.
Ich fand den Eingang interessant: ein langer Raum mit Thron auf einem Podest an einem Ende, keine sichtbaren Türen. Dass es links davon einen Gang gibt, wo es weitergeht, sieht man erst wenn man sucht.

Nobelmuseum

Der Aufbau des Nobelmuseum hat mich überrascht, denn die Preisträger wurden sehr ideenreich präsentiert. Den Nobelpreis gibt es seit 1901 und alles wird im Museum abgedeckt: alle Richtungen, alle Entdeckungen. Das 2001 eröffnete Museum bietet einen guten Überblick, aber auch viel Detailwissen. Als wir dort waren, gab es hinter dem vorderen, allgemeinen Teil eine Ausstellung zu den Literaturpreisträger. In dieser wurden Interviews und Fotos kombiniert. Und über unseren Köpfen fuhren Bilder zu den Menschen vorbei, die schon ausgezeichnet wurden. Es gibt auch einen Ausstellungsraum mit persönlichen Dingen, die verschiedenen Preisträger sehr wichtig waren. Ein sehr kurzweiliges Museum, das mir gut gefallen hat.

Freilichtmuseum Skansen

Skansen ist das älteste Freilichtmuseum der Welt, der Park wurde bereits 1891 eröffnet. Es ist eine wunderbare Anlage, welche die über 150 alten Häuser umgibt. Nette Wege laden zum Flanieren ein und an jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Die Palette reicht von Bauten der Samen, über alte Bauernhäuser und Mühlen bis zu den neueren Gebäuden aus dem letzten Jahrhundert. In vielen ist die Inneneinrichtung erhalten und in einigen informieren Schauspieler, in der Kleidung der Zeit, über den Bau, in dem man sich befindet.
In dem Gelände liegt auch ein kleiner Zoo mit heimischen Tieren, eine nette Abwechslung zu den Gebäuden. Eine kleine Zahnradbahn führt von einem Eingang in einen Teil des Parks. Und in der Mitte ist ein Bereich mit Cafes und einem Restaurant.
(Tipp: Bei schönem Wetter ist der Gastgarten voll, aber als wir dort waren war im Saal im ersten Stock niemand und dort gibt es ein Buffet.)
Wir haben es genossen, dort unseren Stockholm Urlaub ausklingen zu lassen. Es ist eine wirklich besuchenswerte Stadt – und ich werde immer mehr zum Skandinavien Fan.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Berichte aus der Region

Weitere Fotos aus der Region