Im Juni 2019 hatte ich die Möglichkeit mit meinen Eltern in einer geführten Kleingruppe Russlands Hauptstadt Moskau zu besuchen. Wir hatten eine Stadtführerin und ein dichtes Programm, dafür nach 5 Tagen auch das Gefühl alles Wichtige gesehen zu haben. Gewohnt haben wir im Hotel Mercure Arbat – liegt zentral direkt neben einer Fußgängerzone und nah zur Metro.
Doch bevor wir zu den Hauptpunkten der Stadt kommen noch ein paar allgemeine Sachen die mir aufgefallen sind:
- Die Stadt ist einfach riesig – 12,4 Millionen Einwohner ohne die Umlandgemeinden
- Moskaus touristisches Zentrum ist wirklich, wirklich sauber
- Die Zeichen des Kommunismus finden sich überall
So, nun aber zu unserer Tour:
Unsere erste Station brachte uns gleich mal ins Zentrum der russischen Politik – dem Kreml.
Der Kreml ist mit 28 ha eine der größten Burganlagen Europas und vereint 870 Jahre russische Geschichte. Es ist das Machtzentrum des Landes. Aber begonnen hat auch der Kreml klein, als Verteidigungsanlage. In vielen russischen Städten gibt es einen Kreml, aber der in Moskau ist sicher der bekannteste. Zu den Anfangszeiten passte fast ganz Moskau in die Anlage, bevor die Stadt nach und nach über ihre Grenzen hinaus wuchs.
Der Kreml ist auf drei Seiten von Wasser umgeben, um leichter verteidigt werden zu können, daher betritt man ihn über eine Burgbrücke. Der erste Blick wird angezogen von der großen Fläche die sich im Inneren präsentiert. Links steht ein Arsenal im Stil von Schloss Schönbrunn, rechts gegenüber eine kommunistische Volkshalle – der Kremlpalast, der bei Veranstaltungen Platz für 6.000 Menschen bietet – , und gerade vor einem sieht man die Türme der Kirche am Roten Platz. Und dazwischen?
Naja, da drängen sich ein Park, acht (8!) Kirchen – jede mit ihrer eigenen Funktion, wie auch die Namen zeigen: Zwölf-Apostel oder Alltagskirche, Krönungskirche oder Maria Himmelfahrtskathedrale, eine der wichtigsten Kathedralen des Landes, und die Erzengel Kathedrale oder Begräbniskirche – um die Zarenkanone, dem Glockenturm Iwan der Große, dessen Glocke zwar am Boden steht, aber als eine der größten Glocken der Welt gilt, aneinander. Alte Palastgebäude drängen sich dazwischen, in einem tagt der Senat und dort hat auch der Präsident ein Arbeitszimmer, von dem aus er das riesige Land leitet.
Zwischen den Gebäuden gibt es viel asphaltierte Fläche, und Touristen/Fußgänger sind aufgefordert nur auf den Zebrastreifen zu queren – denn die Dienstfahrzeuge des Militärs dürfen im Kreml nicht anhalten, um Attentate zu vermeiden. Zum Glück, herrscht hier nicht viel Verkehr.
Wir haben uns auch die Kirchen von innen angesehen und die Ikonenmalereien bewundert, die jeden Zentimeter der Innenräume schmücken. Unsere Reiseleiterin Ina konnte uns einiges zu ihrer Symbolik erzählen, zum Beispiel ist beim Ausgang immer das Jüngste Gericht aufgezeichnet, damit die Menschen beim Verlassen der Kirche nochmal an den gottgefälligen Lebenswandel erinnert werden. Ob das je geholfen hat?
Im Gegensatz zu den römisch-katholischen Kirchen ist in den russisch-orthodoxen Kirchen der Altar nicht zu sehen, sondern hinter einer eigenen Ikonenwand versteckt. Nur zu den Gottesdiensten – bei denen übrigens die ganze Zeit gestanden wird – öffnet sich eine Tür durch die man auf den Altar sieht. Beeindruckt waren wir auch von den kunstvoll gearbeiteten Türen in der Alltagskirche. Bei diesen wurde mit Hilfe von Quecksilber silberne Ornamente auf Kupfertüren aufgebracht, die sogenannte “Feuervergoldung”, die auch noch nach Jahrhunderten, nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben.
Als nächstes stand ein weiteres typisches Highlight Moskau*s auf dem Programm: wir gingen zu Metro und fuhren sieben der schönsten Stationen ab (die meisten liegen auf der kreisförmigen Zentrallinie, Linie 5). Erinnerungen und Symbole des Kommunismus und seine (früheren) Führer sind in Moskau zahlreich, die Metrostationen stechen hier aber heraus. Jede hat ihren eigenen Stil und kann mit Gemälden, Mosaiken oder Statuen punkten. Wo man bei uns der kapitalistischen Gehirnwäsche durch Werbung ausgesetzt ist, wird man in Moskaus Untergrund ständig an die Große, Macht und ruhmvolle Vergangenheit des Landes erinnert. Ich bin mir nicht sicher, was ich besser finde.
Nachdem die ganze Pracht schwierig zu beschreiben ist, hab ich es mir leicht gemacht und einfach eine eigene Metro-Fotostrecke angelegt. Die Metro wurde 1935 eröffnet und wird seither ständig weiter ausgebaut. Sie erinnert mich an die Tube in London: lange, eher dunklere Gänge, gefühlt noch längere Rolltreppen, alles etwas in die Jahre gekommen. Bei jeder Rolltreppe gibt es einen staatlichen Beobachter in einer kleinen Kabine, der im Problemfall die Rolltreppe anhält. Auch ein Weg wie man die Arbeitslosenrate senken kann. Übrigens sind heute die Stationen im Moskau Metroplan auch in lateinischer Schrift geschrieben – dank der Fußball-WM, die hier 2018 stattfand. Diese hatte auch einen Boom im Tourismus zur Folge. Wobei sich der Tourismus in Russland fast nur auf die heutige Hauptstadt Moskau, die frühere Hauptstadt St. Petersburg und die transibirische Eisenbahn beschränkt.
Zum Abschluss an diesem Tag ging unsere Reiseleiterin mit uns noch zum berühmten Roten Platz.
Er entspricht nicht den Bildern, die man gemeinhin sieht: die schöne Basilius-Kathedrale ist kleiner als auf den meisten Fotos, da deren Perspektive den Platz kaum wiedergibt. Mich hat der Rote – oder Schöne Platz, im russischen verwendet man dasselbe Wort für beide Eigenschaften – sehr beeindruckt.
Wir betraten ihn durch ein altes Stadttor, in dem eine heilige Ikone ihren Platz gefunden hat. Gleich danach schließt sich rechts der wunderschöne Bau des Geschichtsmuseum an, der in die Kremlmauer übergeht. Gegenüber wird fast die gesamte Seite von der Fassade eines gefühlt-km langen Kaufhauses eingenommen, dem GUM (Glawny Uniwersalny Magasin = Hauptkaufhaus). Es ist einer der größten Gebäudekomplexe Moskaus. Vis a vis eben die Kathedrale. Der Rote Platz stammt aus dem Mittelalter. Damals wurden die Häuser vorwiegend aus Holz gebaut und im Brandfall ein Übergreifen des Feuers auf den Kreml zu verhindern, räumte man den Marktplatz und nutze die Fläche als Feuerschneise.
Die Kremlmauer ist auch ein Friedhof, da dort Urnen wichtiger Leute ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, wie zum Beispiel jene des Kosmonauten Gagarin, der der ersten Mensch im Weltraum war. Vor einer neuen Weltraummission wird diese auch heute noch von der Mannschaft besucht. Aber das bekannteste Grab liegt wohl drei Meter unter dem schönen Platz: das Lenin-Mausoleum.
Einen Besuch im GUM kann ich empfehlen, da das Gebäude innen genauso schön ist, wie es von außen scheint. Die Konsumgüter die ich während meiner Tage in Moskau gesehen habe, waren allerdings allesamt sehr westlich, fremde Marken sind mir kaum aufgefallen.
Gleich neben dem GUM liegt die „Weihnachtsstraße“ (meine Namensgebung) – ich glaube nicht, dass ich schon mal eine dermaßen dekorierte Straße gesehen habe. Und diese Deko bleibt auch das ganze Jahr über hängen.
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