Von Stavanger ging es inklusive zwei Fähren weiter nach Bergen. Was ich im letzten Beitrag vergessen habe: Seit Stavanger sehen wir immer wieder mal Kreuzfahrtschiffe. Und zwar so richtige. Ich vermute da passen so viele Menschen drauf, wie in meinem Heimatort St. Johann zirka wohnen – um die 10.000. Diese Schiffe sind mehrstöckige Riesen, die gerade im Kontrast zur eher niederen Bauweise in Skandinavien mächtig wirken.
Bergen
Bergen war früher mal die Hauptstadt von Norwegen und war lange eine wichtige Handelsstadt am Meer. Viele Jahre mussten alle Schiffsladungen in Bergen gelöscht werden und die Stadt war auch Teil des Hansebundes.
Heute ist es eine bunte, einladende und lebendige Stadt. Viele moderne Gebäude – verständlich, denn die Stadt ist dreimal abgebrannt. Es gibt ein großes Univiertel, einen großzügigen Hauptplatz und eine Fußgängerzone mit Einkaufsstraße. Außerdem hat Bergen viele Bars und einen großen Fischmarkt am Hafen. Dort waren wir auch Muscheln und Meeresfrüchte essen. Früher war der Fischmarkt authentischer, mittlerweile ist er eine Touristenattraktion. Auf der einen Seite gibt es ein Fisch-Standl nach dem anderen. Viele Restaurants haben Aquarien mit großen Hummern & Co zur Auswahl aufgestellt. Auf der anderen Seite wird verkauft, was Touristen gut nach Hause mitnehmen können: Rentier Würstl und Elch Würstl, die ähnlich sind wie unsere Cabanossi; aber auch Walfleisch (!), Honig und Marmeladen.
Stabkirche
Silbermine
Musik Museum
Messerschmiede für traditionelle Samen-Messer
Um einen Überblick über die Stadt zu bekommen, haben wir eine Hop on – Hop off Tour gemacht. Danach sind wir noch durch die Stadt geschlendert und haben uns das Hanseviertel näher angesehen. Dieses Viertel wurde von den deutschen Hanse-Händlern gebaut und dort steht auch das weltweit einzige Hanse-Museum. (Zeitweise war ein Drittel der Einwohner von Bergen Deutsche.) Ich glaube die Fassaden dieses Viertels sind eines der am meisten fotografierten Motive der Stadt. Wegen dem Viertel hat Bergen auch den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes. Das Highlight für mich waren aber die „Hinterhöfe“ der Hansehäuser. Wenn man etwas hineinspaziert ist alles aus Holz, sehr alt und meist schief. Ein Holzhaus schließt an das andere an, dazwischen gibt es immer wieder offene Plätze mit Cafés und Bankerln. Es war wirklich nett da durch zu schlendern und einen Cache gabs auch für uns.
Flams
Nach dem Besuch in Bergen fuhren wir zum Camping in Flam weiter, wo wir für drei Nächte blieben. Der erste Tag war ein Ruhetag ohne Programm und mit viel Sonne – tut gut so hin und wieder. An dem Tag besorgten wir uns die Tickets für unsere nächsten Ausflüge. Flam ist ein Mini-Ort und fast alles ist touristisch. Vor Flam lag auch so ein Riesen-Kreuzer, ein massiver Anblick.
In Flams startet die Flams-Bahn, von der gesagt wird, sie sei eine der schönsten weltweit. In Norwegen nennt man sie auch die 20er Bahn: sie ist 20 Kilometer lang, auf dieser Strecke gibt es 20 Tunneln, die Bauzeit war 20 Jahre und gekostet hat sie 20 Millionen norwegische Kronen. In einer knappen Stunde legt sie 840 Höhenmeter zurück und ist dadurch eine der steilsten Normalspurbahnen der Welt. Der Bahnbau war auch ein bißchen als Arbeitsbeschaffung gedacht, daher wurden nur für zwei der 20 Tunneln Maschinen verwendet, alle anderen wurden in Handarbeit in den Berg geschlagen. Ob es nun wirklich eine der schönsten Bahnstrecken der Welt ist kann ich nicht beurteilen, da ich wenig Vergleichbares kenne. Ich habe die Fahrt schön gefunden, aber nicht atemberaubend. Immerhin sieht man durch die 20 Tunneln immer wieder mal nichts. Aber was mich wirklich begeistert hat, waren all die großen Wasserfälle, die in diesem Gebiet von den Bergen kommen.
Damit ein bißchen Action in den Urlaub kommt, sind wir bergauf mit der Bahn gefahrt und bergab mit dem Rad. Frei nach dem norwegischen Prinzip „Trotzdem“ haben wir die Regenkleidung angezogen (mit der Sonne war es wieder vorbei) und gingen es an. Die ersten paar Meter waren recht steil und steinig, aber danach gabs eine Schotterstraße bzw. weiter unten auch eine asphalierte Straße. Bei der Abfahrt sind wir an einer Ziegenfarm vorbei gekommen. Ganz viele Ziegen lagen davor auf der Straße und wir haben die Räder vorsichtig durchgeschoben – und die Ziegen gestreichelt. Die Abfahrt war lustig und wir hatten Zeit um uns die Wasserfälle länger anzusehen. Zum Glück hat es nicht durchgehend und nicht allzu stark geregnet.
Das Überraschenste an der Abfahrt war ein Tunnel mitten auf der Strecke. An und für sich nichts Besonders. In Norwegen gibt es aber viele Natur-Tunnels, deren Wände nicht betoniert sind und in denen es kein Licht gibt. So einer war es auch hier. Die Räder hatten auch kein Licht – zumindest hab ich vorher nicht darauf geschaut. So fuhr ich in den Tunnel und stellte fest, dass er länger ist als gedacht. Irgendwann in der Mitte sieht man nichts mehr, danach sieht man das Licht am Ende des Tunnels. Aber wo man genau fährt bleibt noch eine Weile im Dunkeln. Ein sehr eigenartiges Gefühl.
Am Tag darauf hatten wir eine Bootsfahrt durch den Fjord gebucht. Wir hatten ein größeres Boot genommen – die Linie 1 – da die Zodiacs schon ausgebucht waren. Wir freuten uns darauf, bis wir das Schiff bestiegen, dann waren wir etwas schockiert. Die Veranstalter hatten, glaube ich, den Anspruch so viele Menschen wie möglich mit so wenig Komfort wie möglich zu transportieren. Die Kommentare aus dem Lautsprecher waren an einer Hand abzuzählen und das was man am meisten sah, waren die Mitreisenden. Die Wasserfälle, die man sieht, sind schon beeindruckend, aber die sehen wir auch bei der Autofahrt. Das hatten wir uns echt anders vorgestellt. Vor allem auch, da wir bereits mit einigen Autofähren ähnlicher Größe gefahren waren, die wirklich nett und angenehm sind. Für alle, die nach Flams kommen, von der Fjord-Cruise mit dem großen Boot kann ich euch nur abraten.
Nach drei Stunden am Schiff brachte uns der Bus in einer halben Stunde wieder zurück – natürlich durch einen der unzähligen Tunnels Norwegens. Wir setzten unsere Reise fort und zwar gleich mit einem weiteren Highlight. Denn um weiter zu kommen, fuhren wir durch den Leardalstunnel. Mit 24,51 km Länge ist das der längste Tunnel weltweit! Damit dem Fahrer nicht fad wird, gibt es alle sechs Kilometer blau beleuchtete Hallen im Tunnel. Danach nahmen wir die 55er Straße nach Loms, die entlang des Sonjefjords verläuft. Die 55er – der Sonjefjellvegen – ist zurecht eine Panoramastraße. Wir kamen fast auf 1.400 Meter hinauf, natürlich auf engen, kurvigen Straßen. Es hatte nur mehr 3°C und neben der Straße lagen Schneefelder und viele Schafe. Die Wildheit der Landschaft und die Einsamkeit da oben ist speziell und sehr schön. Immer wieder gibt es kleine Siedlungen und vereinzelte Holzhäuser mit Grasdach. Oft führt die Straße an einem See aus Schmelzwasser entlang. Unzählige lange Wasserfälle und tief eingeschnittene Flüsse rundeten das Panorama ab.
Loms und Trondtheim
Loms liegt mitten im Nationalpark und Wandergebiet und ist auch eine Touristenhochburg. Empfehlen kann ich die Pizzaria Amore in Loms. Im Zentrum haben wir keine Hütte mehr bekommen, aber etwas außerhalb gab es eine freie. Zu meiner Freude war diese beheizt! (Der kleine Luxus zwischendrin für Camper). Wir hatten uns gerade eingerichtet und standen vor der Hütte, als wir verblüfft sahen, dass eine Elchkuh mit Jungem die Nebenwiese querte. Ja, ich war in Norwegen. Und ja, ich habe einen wild lebenden, echten Elch gesehen! (Auch wenn es hier viele Elche gibt, sieht man das Tier selten in echt. Dafür aber in Hülle und Fülle als Motiv auf allen möglichen Souvenirs.) Wir haben es beide gar nicht recht glauben können, dass wir Elche gesehen haben. Und ich bin sehr froh, dass es auf einer Wiese war und nicht auf der Straße beim Fahren. (Elch-Warnschilder gibt es gefühlt alle 100 Meter auf der Straße).
Von Loms fuhren wir weiter nach Trondtheim. Diese Stadt war früher auch mal die Hauptstadt des Landes. Gleich nach Ankunft haben wir uns den Regionsführer bei der Touristeninfo geschnappt (diese Führer sind sehr zu empfehlen, denn sie enthalten wirklich alles von der Region) – und festgestellt, dass Trondtheim nicht viel zu bieten hat. Da es schon Abend war, waren wir noch essen und und sind bis in die Nähe von Steinkjer weitergefahren, wo wir übernachtet haben.
Die meisten Wohnwägen, die wir hier sehen, gehören Norwegern. Außerdem sehen wir immer wieder Finnen und Schweden. Je weiter nördlicher wir kommen, desto mehr Russen sind auch auf den Plätzen. An Nicht-Skandinaviern sieht man wenige, und wenn dann aus Dutschland (eh klar), den Niederlanden, Frankreich und England. Wir haben bisher so ca. 5 österreichische Autos gesehen und einen Kärntner getroffen.
Von Steinkjer weg beginnt die norwegische Küstenstraße Nummer 17 – der Kystriksveien. Der nächste Teil unserer Reise. Mehr darüber erfährt ihr dann im nächsten Beitrag.
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Diesen hochinteressanten Bericht habe ich wieder mit Begeisterung gelesen. Wieder mit dem „da will ich auch hin“ im Hinterkopf. Die Fotos sind auch alle wunderschön. Besonders angetan haben es mir die von Saltstraumen. Motiv und Licht finde ich da besonders schön und die Möven …, das muss man erst mal so erwischen. Toll.
Weiterhin schöne Reise!
Hi Mama,
danke für das schöne Feedback. Der Küstenweg war wirklich wieder ein schönes Stück der Reise.
LG Nici
Ich bin wirklich begeistert, bewundere euch beide auch sehr, ein bisserl Neid ist auch dabei, Spaß. Weiterhin gute Reise.
Hi,
danke, wir genießen das Leben und die Freiheit auch gerade sehr. Es sind einfach so viele schöne Erlebnisse hintereinander.
Liebe Grüße aus Vesteralen