Mit der Fähre von Bodo nach Moskenes ging es für uns weiter auf die Lofoten. Diese Inselgruppe liegt über dem Polarkeis, aber am Golfstrom, daher ist das Klima etwas wärmer als im restlichen Nordnorwegen. Alle Menschen die schon mal dort waren und die wir auf und vor der Reise getroffen haben, haben uns von den Lofoten vorgeschwärmt. Entsprechend gespannt waren wir auf diesen Abschnitt von Norwegen.
Nach drei Stunden Fährzeit begrüßten uns die Lofoten mit Wind und Sonnenschein. Die Berge ragen auch hier spitz und schroff aus dem Meer. Wohin man blickt hat der Ozean eine grün-türkise Farbe. In den Buchten erscheinen bei Ebbe weiße Traumstrände aus zerriebenen Muscheln.
Alle, die uns rieten hierher zu fahren, hatten absolut Recht, es ist wunderschön.
Als erstes sind wir etwas in den Süden gefahren, denn dort liegt A – der Ort mit dem kürzesten Namen auf der Welt. Straßen gibt es nicht viele auf den Lofoten und die, die es gibt sind eng und kurvig. Die Straße nach A war auch stark frequentiert, von Wohnmobilen Auto, Motorräder, Radfahrer und Fußgängern. In A hat es uns etwas geschreckt, denn für den kleinen Ort waren zu viele Touristen auf einmal da und zu wenige Parkplätze. A besteht zum Großteils aus Rorbuers – alte Fischerhütten, die vermietet werden und als Touristenunterkunft dienen. Eigentlich wollten wir in so einer schlafen, aber jetzt in der Hauptsaison ist alles ausgebucht. Und ganz ehrlich: so eng wie es in A war, sind die Hütten gar nicht mehr so reizvoll. Viele werden auch extra für die Touristen neu gebaut.
Da sich aber bald gezeigt hat, dass der Rest der Lofoten etwas entspannter ist, waren wir wieder beruhigt.
Stabkirche
Silbermine
Musik Museum
Messerschmiede für traditionelle Samen-Messer
Von A aus schlugen wir wieder die nördliche Fahrtrichtung ein und visierten einen Campingplatz für die Nacht an. Am Weg kamen wir an einem Trockenfisch-Laden vorbei, wo wir warmgeräucherten Lachs, Meeresfrüchte und Brot fürs Abendessen kauften.
Im Norden Norwegens nehmen die Zelte ab und die Wohnmobile zu. Leider ist daher auch der Bereich für Zelte mitunter sehr klein und bereits voll. So war es auch bei diesem.
Für uns war das kein Problem: Wasser aufgefüllt, rein ins Auto und nach ein paar Kilometern war auch schon eine gute Stelle zum wild campen gefunden. Unser Zelt war schnell aufgestellt und ordentlich verspannt, damit es nicht abhebt. Vorm Zelt genossen wir unser Lachs und Meeresfrüchte Abendessen. Plötzlich begann eine Mückeninvasion (die erste so richtige auf der Tour). Ich weiß nicht, ob die Viecher auch stechen, aber ich saß so richtig in einem Mückenschwarm. Lästig beim Essen. Also schnell 3 Mückenkerzen geholt. Die helfen am besten auf Kopfhöhe – sprich: eine von uns hat gegessen, die andere hat geräuchert und dann haben wir die Rollen getauscht. So ging es ganz gut und nach dem Essen haben wir uns ins Moskitozelt verzogen. Als sich die Moskitos verzogen haben, standen plötzlich Schafe vorm Zelt. Die haben sich aber auch wieder verzogen.
Da es beim Wildcampen egal ist, wann man das Zelt am nächsten Tag wieder abbaut und es auch nicht so heiß war, haben wir wieder einmal so richtig ausgeschlafen.
Alkohol Einkauf auf Norwegisch
Norwegen ist teuer. So teuer, dass uns mittlerweile Schweden billig vorkommt und wir planen bei einem Abstecher nach Schweden unsere Vorräte aufzustocken. Alkohol ist teuer in Norwegen – wußten wir bereits vorher und habt ihr wahrscheinlich auch schon gehört. Was für uns aber neu war, war dass Alkohol nur zu gewissen Zeiten im Supermarkt verkauft werden darf. Wochentags bis 20:00 Uhr, samstags bis 16:00 Uhr (glaub ich) und sonntags gar nicht. Zu den Zeiten wo der Supermarkt noch offen hat, aber kein Alk mehr verkauft werden darf, decken sie die Regale mit dem Alkohol einfach zu. Eh voll ok, wenn man es weiß, aber beim ersten Mal haben wir schon etwas blöd aus der Wäsche geschaut.
Verdanken tut man das übrigens den Protestanten. Die radikaleren möchten den Alkohol ganz verbannen, ein Ding der Unmöglichkeit. Die Verkaufszeiten sind daher eine Art Kompromiss.
Frisch und munter ging es dann weiter zum ersten Ziel auf den Lofoten: dem Vikingermuseum in Borg. Es handelt sich dabei um ein Freilichtmuseum, für das ein Langhaus wiederaufgebaut wurde. Von weiteren Langhäusern sind noch die Grundmauern zu sehen. Das rekonstruierte Langhaus ist eines der größten in Europa. Innen ist es in mehrere hintereinanderliegende, eingerichtete Räume aufgeteilt und überall waren ein paar Mitarbeiter, die Garn gesponnen, gestrickt oder genäht haben. Hat mir gut gefallen. Zirka 1,5 Kilometer entfernt gibt es einen weiteren Bereich mit Outdoor-Aktivitäten wie Bogenschießen, Axtwerfen und Hufeisenwerfen. Es steht eine Schmiedehütte dort, in der ein Schmied wie früher Werkzeug herstellt und daneben gibt es zwei Pferde mit denen Kinder eine Runde drehen können. Und ganz am Ende kann man eine Ausfahrt mit einem Wikinger-Segelschiff machen (das war leider schon voll, als wir dort waren). Es war ein kurzweiliger und unterhaltsamer Besuch.
Nach dem Besuch fuhren wir weiter in die Nähe von Svolvaer, dem Hauptort der Lofoten. Die beiden Campings, die wir uns ansahen, hatten wieder nur kleine Zeltbereiche und die waren entweder voll oder schief. Bei zweiten erkundigten wir uns auch nach Hütten und siehe da: es war eine Fischerhütte frei zum mieten. Und zwar eine 120 Jahre alte Hütte inklusive eigenem Bad und WC! Wir konnten unser Glück gar nicht glauben und schlugen zu. Die kurzen Stockbetten ignorierten wir, nutzen den Platz der großen Hütte und schliefen auf der Isomatte am Boden. Wir verbrachten vier Nächte auf den Lofoten und genossen es sehr.
Das Wetter war meist recht schön. Und schönes Wetter bedeutet hier fast 26°C und Sonne! Ich war begeistert. Einige Blogberichte entstanden in diesen Tagen: im Campingssessel auf der Terrasse in der Sonne und ich war kurzärmlig.
Am zweiten Tag waren wir sogar baden – also ich nur bis zu den Knien, ich geb’s zu mir war das Wasser zu kalt. Es waren auch ein paar Familien mit Kindern (hier hat jeder mindestens 2 Kinder) beim Wasser. War lustig, die Kinder zu beobachten, wie sie auf den Felsen herumklettern, Krabben fangen und in Kübeln geben oder auch die Erwachsenen, wie wer ins kalte Wasser geht.
Am Abend hatten wir beide eine Prämiere: wir trauten uns darüber, ein Walsteak zu essen. Und ich muss sagen, es hat recht gut geschmeckt, ein bißchen nach Rind.
Wir haben nicht nur die Seele baumeln lassen auf den Lofoten. Einen Tag haben wir von Svolvaer ausgehend eine Seeadler-Safari auf RIB Booten (= Rigid inflatable Boot – ist oft ein Speedboot) gemacht. Die Tourroute führte in den Trollfjord.
Der Trollfjord wird hier oben auch als „die schönste Sackgasse der Welt“ bezeichnet. Es ist ein kurzer, engerer Fjord mit steilen Felswänden auf drei Seiten. Allerdings ist er groß genug, dass bei guten Bedingungen auch die Hurtigruten-Schiffe hineinfahren können. Früher war es der Brauch, dass sich die Schiffe, die es schafften mit weißer Farbe auf den Wänden des Fjords eintrugen – seit der Erfindung der Spraydose gibt es das leider nicht mehr.
Im Trollfjord siedeln einige Seeadler und sie haben sich auch brav blicken lassen. Darüber, dass von einem unserer der Boote eine Handvoll Fische ausgeworfen wurden um sie anzulocken, kann man diskutieren. Allerdings verschaffte uns das auch die Möglichkeit einen jagenden Seeadler zu sehen.
Nach dem Trollfjord fuhren wir noch zu einer weiteren Stelle, wo nochmals ein paar Adler ihre Runden zogen.
Unser Tourguide war ein sympatischer, älterer Einheimischer, der uns einige Anekdoten aus seinem Leben und zum Ort erzählte. Unter anderem sprach er die zwei recht allein stehenden Häuser nach der Hafenausfahrt an: Da das Wasser stellenweise sehr seicht ist, mussten die Schiffe und ihre Besatzungen früher oft auf die Flut warten, um weiterzukommen. Die Wartezeit überbrückten sie in diesen zwei Wirtshäusern bei Alkohol und erzählten sich Seemannsgarn. Die beiden Häuser waren so populär, dass es bereits in den 1920ern eine Postkarte davon gab. Andere Postkarten dieser Zeit waren Paris oder London gewidmet (nur so zum Vergleich).
Nach der Tour haben wir es uns gut gehen lassen und am Hauptplatz Muscheln gegessen.
Was ich bisher noch nicht erwähnt habe: Norwegen ist einer der größte Fischexporteure der Welt. Und ganz ehrlich, schön langsam habe ich das Gefühl sie exportieren zu viel, denn in Norwegen irgendwo Fisch und Meeresfrüchte zu finden ist weit schwieriger als zum Beispiel in Schweden. Nur Kabeljau gibt es immer wieder – und halt Trockenfisch.
Zum Tagesabschluss schauten wir noch in die Magic Icebar von Svolvaer. Im Prinzip ein großes Kühlhaus mit einer Bar in der alles aus Eis ist. Künstler haben diverse Eisskulpturen geschaffen, die ausgestellt sind und das ganze ist nett beleuchtet. Ich war noch nie in einer Eisbar und wollte es mal gesehen haben. Es war nett und kurz, weil kalt :-).
Die restliche Zeit auf den Lofoten haben wir Urlaub gemacht: viel nichts tun, viel entspannen, etwas herumkramen und was halt sonst noch so zur Erholung dazu gehört.
Nach vier geruhsamen Tagen hieß es wieder „on the road again“. Unser nächstes Ziel ist Vesteralen, gleich nördlich von den Lofoten. Dort gibt es ganzjährig viele Wale und im Sommer eine große Papageientaucher-Kolonie.
Mehr dazu erfahrt ihr im nächsten Blog-Beitrag.
Eine Sache noch – nur damit alles seine Ordnung hat – die Fotos am Blog sind alle selbst gemacht (ja, auch die Adlerfotos). Allerdings nicht immer von mir. Da wir beide gerne fotografieren, bekommt ihr unsere Best of Fotos gemischt.
2 Kommentare
Einen Kommentar abschicken
Berichte aus der Region
Auf den Vesteralen
Das nächste Stück der Reise führte uns auf die wunderschönen Vesteralen. Ein Lieblingsgebiet von Walen.
Die Lofoten
Die Lofoten gelten zu Recht als das Sommergebiet von Norwegen. Durch den Golfstrom ist es wärmer und die Landschaft ist traumhaft.
Der norwegische Küstenweg
Der norwegische Küstenweg ist empfehlenswert. Man kann Tage darauf verbringen und hinter jeder Kurve Schönes entdecken.
Von Bergen über Flams bis Trondheim
Bergen ist eine sehr sehenswerte Stadt. In Flams fährt die bekannte Flamsbahn, eine der schönsten Eisenbahnstrecken der Welt. Trondtheim lag am Weg.
Heddal, Kongsberg und die Telemark bis Stavanger
Die Lofoten gelten zu Recht als das Sommergebiet von Norwegen. Durch den Golfstrom ist es wärmer und die Landschaft ist traumhaft.
Spitzbergen – Schifffahrt an der Westküste
Die dreieinhalbtägige Schifffahrt entlang der Westküste Spitzbergens hat mich tief beeindruckt.
Longyearbyen, Svalbard
Mit dem Hurtigruten Schiff fuhren wir 3,5 Tage an der Westküste Spitzbergens und genossen viel aktische Natur und wenige Menschen.
Der letzte Tag, die letzte Jagd
Noch einmal machen wir uns auf die Jagd nach dem Nordlicht.
Alles übers Rentier
Bei einer Entdeckertour erfuhren wir alles über Rentiere und machten einen Winterausflug im Schlitten.
Ein Tag in Tromsö
Heute stand Geocaching in Tromsö am Programm, erhohlt davon haben wir uns in den Ölhallen. Außerdem haben wir das Musum Polaria besucht.
Hallo Nici!
Wieder mal ein interessanter, spannender Bericht mit vielen Infos. Ich komm nicht immer gleich zum Lesen deiner Reiseberichte, jedoch genieße ich sie sehr. Man erfährt soviel über Land und Kultur…
Ich möchte dir an dieser Stelle auch danke sagen – du bringst ein Stückchen der „großen, weiten“ Welt nach Hause 🙂 und bestärkst sicher viele auch eine Reise in das eine oder andere Land zu starten.
LG
Hi Petra,
das ist schön zu lesen, denn genau dazu sollte der Blog dienen.
Ich hoffe dir geht es gut.
Liebe Grüße aus Finnland (Nähe Kuusamo)