Nachdem wir die Lofoten verlassen hatten, reisten wir ein kleines Stück weiter. Denn nördlich an die Lofoten schließt Vesteralen an. Wir hatten einiges über diese Region Norwegens gelesen und setzten sie mit auf unsere Tour. Vesteralen sind der norwegischen Küste vorgelagerte Inseln. Vor Vesteralen im Meer gibt es einen tiefen Graben, in dem sich im Sommer allerlei Krill und damit auch Fisch versammelt. Und die kleineren Fische ziehen die großen an. Vesteralen ist ein Hotspot für Walbeobachtungen. Und als Extra gibt es noch einen Vogelfelsen, auf dem 20.000 Papageientaucher brüten.
Wir verließen also unsere Fischerhütten auf den Lofoten über einige Brücken und Inseln, umgeben von wunderbarer Landschaft: viel Meer, immer wieder steile Felsen – einfach Natur pur. Am späteren Nachmittag kamen wir in Vesteralen an. Es war sehr windig, grau in grau und nieselte. Wir hatten uns einen speziellen Camping rausgesucht und zu unserem Glück hatten sie noch eine freie Hütte. Der Camping lag an einem Sandstrand in Stave. Und er bot private Hot Pools sowie eine 70° Sauna an. Für die Pools gab es an unserem Anreisetag noch Platz und wir buchten sie gleich mit.
Wie kann man sich das Hot Pool vorstellen? Es sind 6 ca. 3-4 Meter hohe Grashügel, die oben abgeflacht sind. Dort hat man ein Whirlpool eingebaut, das auf 38° Grad geheizt ist. Man mietet so ein Pool für 1,5 Stunden. Davor gingen wir heiß duschen – und zwar in einer Dusche, bei der man nicht ständig drücken muss für heißes Wasser (der kleine Luxus im Campingleben). Zwischen Dusche und Hot Pool liegt allerdings ein Hindernis: man muss einige Meter im Freien über einen Holzsteg, um zu den Pools zu gelangen – es hatte immer noch 13°C Außentemperatur, war windig und regnete, nur waren wir jetzt im Bikini. Aber mit der Aussicht aufs Whirlpool (und beim Rückweg auf die heiße Dusche) ließ sich der Weg rasch bewältigen. Kaum waren wir im Pool war es Genuß pur. Wir hatten uns was zu trinken mitgenommen und schwelgten in der Wärme. Die Aussicht war auf den Strand und die atemberaubende Küste. Skurrilerweise standen am Strand – ja am weißen Sandstrand – Kühe. An klaren Tagen im Sommer sieht man die Mitternachtssonne vom Pool aus, in Winternächten das Nordlicht. So ein Ambiente beim Wellnessen hatte ich noch nie.
Stabkirche
Silbermine
Musik Museum
Messerschmiede für traditionelle Samen-Messer
Andenes
Am nächsten Tag fuhren wir nach Andenes um eine Vogelsafari und eine Walsafari zu checken. Da es so stürmisch war, fuhren die Boote an dem Tag nicht raus, aber wir konnten für den nächsten Tag reservieren. Am Abend gönnten wir uns nochmal den Genuss des Hot Pools.
Die Vogelsafari startete um 13:00 Uhr in Bleik. In einem kleinen Fischerboot fuhren wir zu dem nahen Vogelfelsen. Bereits im Wasser davor waren einige Papageientaucher zu sehen. Die Vögel sind übrigens viel kleiner, als wir von den Fotos, die wir gesehen hatten, glaubten. Naja mit Teleobjektiv kann man viel machen. Und sie sind schnell. Da sie mit ihrem bunten Schnabel sehr süß aussehen, verbrachten wir die gute Stunde am Schiff damit, hunderte von Fotos zu schießen und zu hoffen, dass ein paar gute dabei sind. Auf dem Vogelfelsen waren auch wieder Fischadler zu sehen. Diese jagen die Papageientaucher und freuen sich sicher über das nie enden wollende Nahrungsangebot.
Nach der Vogelsafari waren wir in Andenes einen Burger essen und um 17:00 Uhr sollte die Walsafari starten. Die Firma, bei der wir gebucht hatten, gab eine 100% Garantie, dass wie Wale sehen würden. Durch das schlechte Wetter seien sie aber schwieriger zu sichten und auch fast doppelt so weit vor der Küste wie gewöhnlich. Es dauerte etwas länger bis wir starteten, da das Speedboot erst noch aufgetankt wurde und in der Zwischenzeit warnte man uns immer wieder, dass die See rau ist und wir Geduld haben müssten. Während der ersten Stunde der Fahrt würde gar nichts passieren, erst draussen hätten wir die Möglichkeit Wale zu sehen. Da kein anderer ganz vorne sitzen wollte, wo man die Wellen am meisten spürt, nahmen wir uns diese Plätze. Unser Käptain fuhr dem Wetter angepasst etwas langsamer, aber wir hüpften trotzdem ein paar Mal ganz schön. Eingepackt waren wir wieder in die warmen Thermoanzüge.
Draussen an der Stelle angekommen, wo an dem Tag Wale gesichtet wurden, hatten wir ebenfalls Glück: wir sahen einen Pottwal (Moby Dick ist so einer – und mein Auto heißt auch Moby), den größten Zahnwal der Welt. Eine schöne Ergänzung zum Blauwal von Svalbard, der der größte Bartwal ist. Der Pottwal holte einige Male Luft inklusive der Fontäne beim Ausatmen, bevor er gekonnt abtauchte und uns dabei seine Schwanzflosse präsentierte. Das ganze Boot freut sich und bei dem Erscheinen der Flosse war ein kollektives „Ahh“ und „Ohh“ zu hören. Unser Kapitän ließ sich nicht lumpen und drehte noch eine Runde in der Hoffnung, dass wir den Wal nochmal zu sehen bekommen. Der Pottwal tauchte nicht wieder auf, aber nur ein paar Meter vom Boot entfernt kam fünf- oder sechsmal ein Zwergwal (und der misst auch an die 7 Meter; auf englisch hat er den süßen Namen Minky Whale) an die Oberfläche. Und das beim Speedboot, wo wir quasi auf Augenhöhe sitzen. Die Safari war damit ein voller Erfolg.
Langsam aber sicher machten wir uns wieder auf die Heimfahrt. Während der Hin- und Rückfahrt sahen wir Möwen, Trottellummen, Alks, Papageientaucher und ein paar Vögel, deren Namen ich noch nicht kenne. Zurück brauchten wir auch eine gute Stunde. Es war stark bewölkt und irgendwann fing es auch zu regnen an. Es war ein gespenstisches Gefühl. Wir waren so weit am Meer draussen, dass wir keine Küste mehr sahen, alles war Grau in Grau und es gab keine Möglichkeit zu Orientierung mehr. Einer der schönen Momente, in denen man als Mensch so richtig klein in der Natur ist. Als wir endlich Land sahen, waren wir schon froh, der Regen hatte zwar wieder aufgehört, aber langsam wurde es auch mit den Thermoanzügen kühler. Beim Ausziehen stellten wir fest, dass die Anzüge doch nicht ganz dicht sind: genau zwischen den Beinen waren wir beide, die vorn gesessen sind, ordentlich nass. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie das aussah.
Am Camping angekommen ergatterten wir noch einen warme Dusche (es war schon nach 22:00 Uhr). Wir schauten noch eine ganze Weile die Fotos des Tages durch (und löschten vielen, bei denen die Vögel schneller waren als der Auslöser der Kamera) und fielen dann müde ins Bett.
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Hihihi!
Ich konnte mir beim lesen bildlich ausmalen wie alle „Ahhhh“ und „Ohhh“ machen, große Augen bekommen und es wäre mir sicher nicht anders gegangen!
Das mit dem Nordlicht im hot Pool wäre ja zu kitschig gewesen. Da ist das Grau in grau schon schön genug wenn man mit einen guten Getränk und lieben Menschen im warmen Wasser relaxt!
Alles gute euch!