Unser Flughafenhotel machte allerdings einen sehr positiven Eindruck auf mich. Das Runway Hotel hat sich Umweltbewußtsein auf die Fahnen geschrieben und versucht den Umweltschutz konsequent umzusetzen. In den Zimmern liegt eine Infobroschüre auf, die zwar viel Bekanntes enthält, aber auch einiges Neues. Ein interessantes Beispiel daraus: Das Hotel verwendet spezielle Putzschwämme, die auch in den großen Aquarien verwendet werden. Da dort keine Chemikalien eingesetzt werden dürfen, wurde ein spezieller Schwamm entwickelt. Mit diesem Schwamm spart auch das Hotel 80% der üblichen Putzmittel ein.
Nach einer Nacht in Oslo flogen wir am nächsten Tag über Tromsö – das zum Glück nur beim Hinflug – 3 Stunden in den Norden nach Longyearbyen auf Svalbard. So heißt die Inselgruppe eigentlich, Spitzbergen bezeichnet die Hauptinsel davon. Der Hauptort, Longyearbyen ist nach seinem Gründer Longyear benannt, das Byen steht für Stadt. Die „Stadt“ wie sie sich nennt hat 2.500 Einwohner.
Stabkirche
Silbermine
Musik Museum
Messerschmiede für traditionelle Samen-Messer
Svalbard schaut auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie entdeckt und war lange Schauplatz brutaler Walfänge und Robben- sowie Walrossjagdten. Danach setzte der zweite Boom ein: der Kohleabbau. Das kam so: Vor Millionen von Jahren lag Spitzbergen auf der Höhe des heutigen Äquators und war dicht bewachsen. Im Laufe der Zeit wanderte die Inselgruppe gegen Norden und aus den Pflanzen wurde ein großes Steinkohlelager im Berg. Heutzutage sind nur noch eine Handvoll der alten Bergwerke in Betrieb. In Longyearbyen eines der ursprünglichen acht, und das auch eher um den geopolitischen Anspruch der Norweger am Land zu erhalten. Wirtschaftlich liegt der Hauptfokus in der Gegenwart vor allem auf dem Tourismus. Neben dem Tourismus dominieren natürlich auch die Arktisforschungen hier oben. Aus wissenschaftlichen Gründen sammelt man weltweit auch das Saatgut und lagert es für künftige Generationen ein. Die Samenbank dafür steht in Longyearbyen. Sie reicht weit in den Berg hinein, da der Permafrost optimale Bedingungen bietet. (Ich glaube wenn es mal wirklich warm wird in den Polarregionen, ist es dort schnell wieder grün, immerhin lagern ein paar Millionen Samen unter der Erde, die dann wohl austreiben würden.)
Nach der Landung checkten wir für eine Nach im Coal Miners Cabin Hotel ein. Ursprünglich wurden die Häuser für die Kohlebergmänner gebaut und nicht viel verändert (Warmwasser gibt es mittlerweile zum Glück). Von unserem Zimmer sahen wir direkt auf einen stillgelegten Mineneingang und auch einige der Holzpfeiler die damals für den Transport der Kohle errichtet wurden.
Wir nutzten den Nachmittag, schlenderten durch den Ort und machten ein paar -unserer nördlichsten! – Geocaches (ja, auch hier gibt es sie!). Die ersten Eindrücke waren sehr eigen: überall stehen Schneemobile herum (wir waren ja im Sommer oben), zum Teil zugemachte Anhänger für die Kinder, die fast wie Mini-Spaceshuttles aussehen und es gibt eigene Parkplatzschilder für diese Gefährte.
Bei allen Leitungen verlaufen die Rohre über dem Boden. Das gibt dem Ort zwar ein etwas desolates Aussehen, ist aber wichtig. Durch die nördliche Lage gibt es das halbe Jahr Permafrost, der eingegrabene Rohre zerstören würde. Einige Kinder tollen auf Rädern herum, Verkehr gibt es wenig und wenn, dann sind es sicher Geländewagen, interessanterweise vor allem Toyotas.
An Tieren sieht man einige verschiedene Vögel und es leben auch ein paar Svalbard Rentiere im Ort. Diese sind kleiner als andere Rentiere und bewegen sich im ganzen Leben nur in einem ca. 400 Meter Radius. Sie kommen recht nahe an die Menschen heran und sind sehr liebe Tiere mit großen Augen und langen Wimpern.
Modetechnisch ein lässiges Land für mich – so viel funktionelle Outdoorkleidung an einem Ort sieht man selten :-). Für die Bewohner kommen noch ein paar besondere Accessoires verpflichtend hinzu: Leuchtpistole und Gewehr, sowie im Winter eine Lawinensonde. Man sieht auch im Sommer viele Menschen mit Gewehr in der Stadt, das einzige Gebäude, dass man nicht bewaffnet betreten darf ist die Bank. Als Tourist hat man ein klar abgegrenztes Gebiet in der Stadt, in dem man sich bewegen darf, diese sollte man nicht verlassen. Auf Svalbard gibt es noch zirka 3.000 Eisbären, die sich frei und ungestört bewegen dürfen. Damit das so bleiben kann, warnt man die Menschen und grenzt deren Bewegungsradius ein. Das Warnschild mit dem Eisbären ist sicher auch das meistfotografierte Motiv hier oben.
Wir gingen so gegen halb drei in der Früh schlafen – man verliert ganz schön das Zeitgefühl, wenn 24h am Tag die Sonne scheint :-). Am nächsten Tag machten wir eine zweistündige Führung mit dem Bus mit, dabei kamen wir an zwei Enden der Ortsstraße (ab dort war das Weitergehen wieder nur mit Gewehr ratsam). Das gesamte Straßen- und Wegenetz von Longyearbyen umfasst eine Strecke von 45 Kilometern. Bei dieser Tour kamen wir an der Kirche vorbei, die zugleich auch ein gemütlicher Aufenthaltsraum und Treffpunkt für die Einwohner sind. Wir fuhren an den Ortsrand zu den Hundezwingern für die Schlittenhunde und kamen am alten Friedhof vorbei. Es gibt auch ein Krankenhaus vor Ort. Und wie unser Reiseleiter Timon (ein Deutscher, der vor 3 Jahren als Tourist herkam und hier hängenblieb) treffend sagte: „Longyearbyen ist ein utopischer Ort, hier kann man weder geboren werden, noch sterben.“ Das stimmt und ist rasch erklärt: Das Krankenhaus ist nur auf Notfälle ausgelegt, Schwangere reisen ein paar Monate vor der Geburt aus, meist nach Tromsö. Begraben wurde hier nur zu Bergarbeiterzeiten, denn bald kam man drauf, dass der Permafrost die unangenehme Eigenschaft hat, Dinge die eine höhere Dichte haben als er, wieder an die Oberfläche zu bringen. Und Särge sind so Dinge.
In Longyearbyen gibt es auch keine Straßennamen, die Wege sind durchnummeriert. Nach der Stadttour ergaben auch die Kühlschrankmagneten im Souvenirgeschäft mehr Sinn die Aufdrucke haben wie „I did not come here to die here“ oder „Where the streets have no names“.
Ein interessantes Detail war die Stiege des alten Krankenhauses: diese steht noch an der selben Stelle (das Kankenhaus steht mittlerweile ganz wo anders) und ist sehr wichtig für den Ort: am 8. März fällt der erste Lichtstrahl nach den arktischen Nächten auf die Treppe und läutet den Sommer ein. Ein Ereignis, das von der ganzen Stadt gefeiert wird.
Ach ja, und noch eine Besonderheit hat Longyearbyen zu bieten: in der Mine, die wir vor unserem Hotel sahen, liegt die Werkstadt des Weihnachtsmannes und er hat auch einen riesigen Postkasten in der Stadt stehen (ist aber nur ein Kunstobjekt und wird nicht entleert.)
Während der Stadtführung besuchten wir auch das örtliche Museum. Innen ein wunderschöner Bau mit viel hellem Holz und sehr offen gestaltet. Hier gibt es viele Infos zu den vier Epochen (Entdeckung, Walfang, Bergbau und Tourismus) und fast alle tierischen Bewohner sind ausgestellt. Ach ja, eine Galerie hat der Ort auch, es war gerade eine Ausstellung mit Lichtstimmungen und die Bilder waren vorwiegend weiß.
Der einzige Supermarkt des Dorfs ist ein großer Tante-Emma Laden, in dem man alles bekommt. Die Preise waren nicht so teuer wie wir befürchtet hatten. Das lag vor allem daran, dass man in ganz Svalbard keine Mehrwertsteuer zahlt, die ganze Inselgruppe ist sozusagen ein Duty free Bereich.
Nach dem Ende der Stadtführung brachte uns der Bus zum Hafen, wo schon das Hurtigruten Schiff Nordstjernenauf uns wartete. Erwartungsvoll gingen wir an Board und wir sollten nicht enttäuscht werden. Davon im nächsten Bericht mehr.
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