Kleipeda, die Kurische Nehrung und der Berg der Kreuze

Litauen, Reisen, Roadtrip

Reisezeit: September 2017

Die Grenze nach Litauen war unspektakulär. Im letzten baltischen Land steuerten wir zuerst Klaipeda an. Auf deutsch heißt die Stadt Memel und sie war bis 1920 die nördlichste deutsche Stadt. Ja, auch Litauen hat eine bewegte Geschichte, wenn auch anders als Lettland und Estland. Denn Litauen war lange Zeit in einem politischen Verbund mit Polen.

Klaipeda selbst ist ein größere Stadt, die recht einladend wirkt. Wir waren am Abend essen und sind noch etwas durch die Stadt geschlendert. Für die Nacht haben wir uns wieder eine Hütte auf einem Camping gecheckt – es regnete nämlich immer noch.

Kleipeda ist der Ausgangspunkt für Ausflüge auf die Kurische Nehrung – ein weiters Unesco-Weltkulturerbe der Region. Diese schmale Landzunge haben wir am nächsten Tag besucht. Von Memel setzt eine Fähre in zehn Minuten auf die Nehrung über. Die Nehrung ist schmal, gerade mal 3,8 km misst die breiteste Stelle. So dachten wir, dass wir zwischen dem Haff und dem Meer fahren werden. Sind wir sicher auch. Allerdings ist die Nehrung genauso bewaldet wie der Norden Finnlands. Wir sahen viele Bäume und kaum einmal das Wasser.

Aber gut, weil wir schon mal da waren, haben wir uns die nördliche Hälfte angesehen. Der südliche Teil gehört zur russischen Enklave Kaliningrad. Der schmale Landstreifen hat einiges zu bieten: Ein großes Brutgebiet von Reihern – mystisch im Nebel gelegen (es nieselte bzw. regnete den ganzen Tag) dort sahen wir viele Nester in den Bäumen. Die Vögel dazu nicht, die sind wahrscheinlich in wärmere Gegenden ausgewichen und ich kann es verstehen.

Siauliai

Berg der Kreuze

Trakai

Wasserburg

Kaunas

Nette Kleinstadt mit Teufelsmuseum und vielen Graffiti

Teufelsmuseum
Vilnius
Klaipeda

Ausgangsort für den Besuch der Kurischen Nehrung

Nida

Fischerort auf der Kurischen Nehrung

Den nächsten Stopp machten wir bei einer der größten Wanderdünen von Europa. Wir spazierten die Sanddüne entlang bis zur Küste, wo sie bis zu 30 Meter ins Meer abfällt. Im Laufe der Jahrzehnte hat sie schon einige Orte unter ihrem Sand begraben. Die pfiffigeren Einwohner haben ihren Ort immer wieder versetzt, um nicht von der Düne erwischt zu werden. Hat mir gefallen, auch weil die Dünen in Dänemark so viel grüner waren, als ich dachte.

Weiter südlich haben wir bei einer urigen kleinen Hütte was getrunken, sind immer wieder mal auf die Suche nach einem Cache gegangen und haben in Nida – einem kleinen Küstenort nahe der russischen Grenze Fisch gegessen. Ich habe dabei ein lokales Getränk getrunken, dass aus Brot hergestellt wird – war sehr gewöhnungsbedürftig. Am Rückweg machte ich noch einen kurzen Spaziergang entlang des Hexenwegs: ein Waldpfad an dem lokale Künstler geschnitzte Holzfiguren aufgestellt haben, welche Sagengestalten darstellen.

Der Ausflug stand unter keinem guten Wetterstern, vielleicht war auch das mit ein Grund, aber die Nehrung war um einiges unspektakulärer als erwartet. Für mich ist es noch immer komisch, dass man so wenig Meer sieht auf der Strecke.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter durch Litauen um nach Siauliai zu kommen. Das ist ein alter Wallfahrtsort mit heidnischem Ursprung. Bei der Christianisierung hat die Kirche wiedermal den alten Trick angewandt und die heidnischen Heiligen durch christliche ersetzt. Irgendwann stellt man am Hügel Kreuze für die Kriegsgefallenen auf. Und dieser Brauch – ein Kreuz aufzustellen und so zu pilgern – hält sich bis heute. Ich glaube es kann keiner mehr abschätzen wie viele Kruzefixe auf dem Hektar am Berg der Kreuze stehen. (Bei einer Zählung in den 90ern haben sie bei 50.000 aufgehört zu zählen und das waren nur die größeren.) Und obwohl die Russen in den 60er und 70er mehrfach den Versuch unternahmen, den Berg der Kreuze abzutragen, steht er heute noch immer.

Diese Sehenswürdigkeit ist wirklich sehr speziell in Europa. Mich faszinierte daran auch, dass es kein Regime schaffte den Ort zu eliminieren. Immer wieder wurden die Kreuze erneut aufgestellt. Ein schönes Zeichen. Und ich bin froh, dass wir in der Nebensaison dort waren. Ich kann mir nicht vorstellen, wie der Berg aussieht und wie eng es wird, wenn ihn mehrere Touristenbusse zugleich besuchen.

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