Im Norden der Bretagne

Frankreich

Reisezeit: Oktober 2019

Nach dem Bootstrip hatte ich gemeinsam mit einer Freundin noch ein paar Tage Zeit um etwas weiter in den Osten der Bretagne zu kommen.
Ich freute mich vor allem auf den nächsten, nahegelegenen Stopp: Mont St. Michel. Über den Ort habe ich vor mehr als 15 Jahren in meinem Französisch Schulbuch gelesen , ein Foto gesehen und seitdem faszinierte er mich. Es handelt sich dabei um ein Kloster, dass auf einem Felsen im Meer erbaut wurde und seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe ist. Rundherum hatten auch noch ein paar Häuser Platz. Das geniale ist, dass man bei Ebbe hinübergehen kann, bei Flut aber nicht. Also früher, heute gibt es eine Brücke. Es leben ca. 30 Personen im Ort, einige davon Ordensmitglieder.

Zum Hundertjährigen Krieg wurde die Abtei befestigt. Heute umgibt ein Wehrgang mit sieben Türmen die Anlage. Seitdem gilt Mont St. Michel als uneinnehmbar. Uneinnehmbar? Ein paar schafften es doch: Die Touristen der Moderne. Überall drängeln sich die Menschenmassen: auf der Straße, auf der Stadtmauer, in den Souvenirshops…. Darum hatten wir vorab schon ein Hotel am Mont reserviert und uns die ganze Sache auch in der Nacht angesehen. Das kann ich wirklich empfehlen! Die Stadt wirkt ganz anders als am Tag. Ist jetzt nichts, wo man eine Woche verbringt, aber wenn du für eine Übernachtung Zeit hast, solltest du das machen.

Grasse
Georges du Verdon
Lac de Sainte Croix
Moustiers St. Marie
Lacoste
Oppede le Vieux
Pont du Julien
Roussillion
Orange
Avignon
Pont du Gard
Anduze

Bambus-Park bei Anduze

Paris
Lyon
Montpellier
Nimes
Chartres
Carcarsonne
Straßburg
Calais

Für die Touristen ist natürlich die Kathedrale, die auf Wunsch des Erzengels Michael erbaut und 709 geweiht wurde. (Er erschien einem Abt in einer Vision und schuf einfach mal an). Es wurde zum Ausgangspunkt eines großen Benediktiner-Ordens. Durch die unterschiedlichen Bauzeiten vereint die Kathedrale einige Baustile miteinander. Berühmt ist der Bau des „Wunders“. Ein Zubau, der sich auf die alten Krypten stützt und baulich auf tragende Mittelsäulen verzichten kann. Die Fenster im großen Saal sind zahlreich, aber beim Betreten verborgen – nur das Licht fällt ein. Erst beim Weitergehen sieht man die Fenster.
Für den Strafdienst hat man auch gleich vorgesorgt: es gab früher schon einen Materialaufzug. Dieser wurde von Gefangenen in einem großen „Hamsterrad“ angetrieben.

Aber auch das Geschichtsmuseum war ein netter Zeitvertreib. Dort gab es auch ein Periskop, aber das suche ich immer noch…. Beim Museum bekommt man übrigens eine Kombi-Karte fürs Marine Museum, Geschichts-Museum und einer alten Villa. Und man erfährt unter anderem, dass der Mont eine Zeit lang Staatsgefängnis war.

Ach ja, ein findige Gastronomin hatte in Mont St. Michel vor langer Zeit eine gute Geschäftsidee: sie benötigte ein Essen, das sättigt und für Pilger zu jeder Tages- und Nachtzeit einfach zubereitet werden kann. Herausgekommen ist ein Omelette, das auch heute noch traditionell auf einem Holzfeuer gekocht wird. Gibt es in mehreren Restaurants vor Ort, im Mere Poulard kostet es 50€. Ob es das wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Um gleich noch was „gastronomisches“: Ein typischer Anblick vom Mont sind die Salzwiesenschafe, die davor weiden. Durch das Gras in den Salzsümpfen bekommt das Schaffleisch einen eigenen Geschmack, salziger, aber feiner. Ich habe es nicht gekostet.

Nach St. Michel machten wir einen Abstecher nach Cancale. Der Ort liegt auf der Gegenseite der Bucht und man kann am Horizont die Abtei St. Michel erkennen. Cancale ist außerdem die Austern-Hauptstadt Frankreichs, schon Julius Cäsar und Napoleon sollen diese Meeresfrüchte geschätzt haben. Wir waren auch in einem der Hafenrestaurants und haben welche gegessen – schmecken mir noch immer nicht. Im Lokal hatten sie einige Austern liegen und zwar nach Größe – und damit Preis – sortiert, der direkten Vergleich war interessant zu sehen.

Die nächste Station auf unserer Reise in die Bretagne war St. Malo. Ein Städtchen mit Flair und Eigensinn. So sieht sich jede Bretonin (und Bretone) zuerst als Bretonin dann als Französin. Der St. Maloer (und St. Maloerin) ist das vor allem anderen. Ein Blick in die Geschichte zeigt woher der Ortsstolz kommt: Gegründet wurde die Stadt als Handels-Stützpunkt und war bald Hauptstadt der Korsaren und Seeräuber.

Mehr über die Korsaren

Die Piraten, das waren eine Sache, die Korsaren dagegen eine ganz andere. Während sich Piraten illegal mit Überfällen unter der Totenkopfflagge auf Schiffe bereichern, besaßen Korsaren ein legales Recht dazu. Wieso? Sie hatten einen Kaperbrief der Regierung mit, waren also quasi staatlich angestellt. Dieser Brief erlaubte ihnen feindliche Schiffe zu entern und deren Besatzung für Lösegeldforderungen zu verschleppen. Weiters waren die wendigen, schnellen Korsarenschiffe auch Begleitschutz für die Handelsschiffe.
Auch die Korsaren von St. Malo beteiligten sich am risikoreichen aber lukrativen Dreiecksgeschäft zwischen Europa, Amerika und Afrika, dem Sklavenhandel.

Im Alter wurden aus den ehemaligen Seeräubern oft reiche Kaufmänner oder Reeder.

Interessanterweise heißt der Teil innerhalb der Befestigungsmauer „Intra Murros“ – ist glaub ich das erste Mal, das ich gesehen habe, dass die Franzosen freiwillig Wörter aus einer anderen Sprache nutzen, sie sagen aber auch „Ville Close“.
Dieser Teil konnte nie erobert werden – bis der zweite Weltkrieg die meiste Bausubstanz zerstörte. In der Nachkriegszeit wurde die Altstadt wieder originalgetreu aufgebaut und vermittelt heute gekonnt das damalige Flair.

Die Altstadt von St. Malo ist auch eher klein, wirkt aber im Vergleich zu St. Michel groß und wirklich belebt. Es gibt nicht nur Souvenirläden, sondern auch kleine Spezialitätengeschäfte, gute Restaurants und einige Kaffees, einfach nett zum Schlendern.
In einem Vorort liegt ein Aquarium, in dem wir einen verregneten Nachmittag verbrachten. Wusstest du, dass Jakobsmuscheln „nach Wasser schnappen“ wenn man sie heraushebt?

Auf der Weiterfahrt machten wir einen Abstecher nach Rothéneuf. Dort hat der Pfarrer Abbé Fouré aus den Felsen fast 300 Figuren herausgearbeitet: Rochers Sculptés. Szenen aus dem Alltag wie „ein Mann der seine Frau an den Haaren zerrt unter Beifall der Nachbarn“ – hm,… es gibt aber auch viele schöne Figuren und Gesichter. Schon beeindruckend was der Pater hier geschaffen hat. Man braucht grade mal 30 Minuten um sich das anzusehen.

Am Schluss führen wir noch nach Perros-Guirec, dort kommt rosa Granit vor und es gibt einen alten Zöllnerpfad – einen Rundweg durch die Felsen, bei dem man die Landschaft besonders gut sieht. Allerdings machte uns dort das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Denn egal wie schön die Steinfarben sind – bei Regen kommt es nicht raus. Aber für einen kleinen Skulpturenpark vor Ort hat es gereicht.

Heim ging es mit einer Übernachtung in Nitry. Neben dem Motel war ein super Grill-Restaurant, es heißt „Courte Paille“ und gehört zu einer Kette. Wenn du von so einem mal in der Nähe bist, schau rein.

Fazit: Die Bretagne war anders als erwartet, denn:

  • wir hatten meist schönes Wetter
  • es gibt streckenweise weniger Restaurants/Zivilisation als erwartet
  • die Einheimischen sind sehr zugänglich und lustig

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