„Den Gamle By“ in Aarhus und danach Besuch auf Skagen

Dänemark, Reisen

Reisezeit: Juli 2017

Aarhus ist 2017 Europas Kulturhauptstadt, daher machten wir einen Abstecher dorthin. Als erstes viel mir auf, dass es rund um die Innenstadt viele Baustellen gibt. Unser „Cabin Hotel“ lag mitten in der Stadt, gleich ums Eck von der Kirche und dem Theather. Wir sind in die Stadt spaziert, durch die Fußgängerzone geschlendert und haben ein paar nette Lokale am Kanal gesehen. Im Gegensatz zu Wittenberg merkt man hier kaum, dass man gerade in der Kulturhauptstadt ist. Beim Hotel lag eine Programmzeitschrift auf und beim Durchblättern fiel mir auf das viele der Veranstaltungen nur an bestimmten Tagen bzw. in gewissen Monaten stattfinden. Außerdem liegen einige Veranstaltungsorte klar außerhalb der Stadt.

Aarhus hat allerdings ein sehr gutes Freilichtmuseum: „Den Gamle By“, was die Alte Stadt bedeutet.
Dort wurden auf einem großzügigen Gelände alte Gebäude aus dem ganzen Land originalgetreu wieder aufgebaut und als kleiner Ort angelegt. Gamle By ist in drei Zeitzonen aufgeteilt: um 1800, um 1900 und die 1970er. Jedes Haus steht auch für ein Handwerk und hat die entsprechenden alten Maschinen ausgestellt. In einigen Häusern, zB der Bäckerei, sind Kaffeehäuser oder Shops untergebracht, die Angestellten sind wie in der damaligen Zeit gekleidet. Durch die Stadt fahren 2 Fiaker, deren Hufgeklapper das Ganze noch authentischer machen.
Wir haben uns ein paar Stunden dort aufgehalten und viele alte Handwerke gesehen; Damenmode, Herrenschneider, Kaufmannshäuser und -lager, Färberei, Walkerei, Bäckerei, Schmid, Lehrer, und Brennerei in den älteren Teilen und eine Hippie-WG, eine Stadtwohnung und eine Autoreparatur in der 1970er Zone. Dort gab es auch ein Audio und TV Geschäft, in dem auch noch wirklich die alten Platten und Apparate verkauft wurden. Außerdem befindet sich ein großes Spielzeugmuseum in der Alten Stadt, dass Spielsachen aus den letzten 150 Jahren zeigt.
Wie ich schon erwähnt habe, schauen die Dänen auf alle Generationen, in Gamle By äußerte sich das so, dass es Kinderwägen und Rollstühle mit Elektroantrieb zum Ausleihen gab.
Nach diesem wirklich sehr sehenswerten Ort sind wir weiter nach Norden gezogen und haben in der Nähe von Lokken unseren nächsten Camping gefunden.

Aarhus
Skagen
Kopenhagen
Legoland in Billund
Den Gamle By Freilicht-Museum

Von Lokken aus – das schon weit im Norden Dänemarks liegt – stand ein Tagesausflug nach Skagen/Grenen auf dem Programm. Grenen ist der nördlichste Spitz in Dänemark und dafür berühmt, dass hier die Nord- und die Ostsee zusammenfließen. Dort sind 3 gut beschriebene kurze Wanderwege ausgeschildert, die den Themen Geschichte, Umwelt und Kultur gewidmet sind. Geschichtlich ist der Fleck insofern interessant, weil die Region die Zufahrt zur Ostsee und den Hansestädten darstellt. Dieser strategische Punkt wurde oft umkämpft, zuletzt im Zweiten Weltkrieg, und es stehen noch die alten Verteidigungs- und Bunkeranlagen in den Dünen. Einer der Bunker ist zu besichtigen. Heute sieht man die Wichtigkeit der Zufahrt vor allem an den vielen großen Frachtschiffen, die am Meer auf die Zufahrt zur Ostsee warten.

Nach einem Spaziergang am Strand entlang kamen wir zum für uns eigentlichen Höhepunkt des Ausflugs: ganz im Norden, dort heißt’s Grenen, geht eine kleine Dünenzunge hinaus ins Wasser auf der man ein paar Schritte hinausspazieren kann. Natürlich hieß das für uns raus aus den Schuhen, Hosenbeine hochkremplen und rein ins Wasser. So standen wir bald darauf mit einem Fuß in der Ost- und mit dem anderen in der Nordsee. Wir waren zwar die einzigen Touristen, die rausgingen, aber wir waren nicht allein. Neben uns im Wasser, keine fünf Meter entfernt, tauchten drei Robben auf, die uns genauso neugierig beobachteten, wie wir sie. Die Tiere hier sind an die Menschen gewöhnt und kommen daher ungewöhnlich nahe heran.

Der Gang zurück zum Auto machte uns hungrig und so fuhren wir in das Städtchen und an den Hafen. Dort wurden wir mit einer kleinen und sehr gemütlichen Hafenzeile belohnt: ca 20 kleine Lokale standen Wand an Wand, Heurigenbänke und Wärmelampen draussen und drinnen eine Fülle an Meeresfrüchten zur Auswahl. Überall war der Skagen-Toast angeschrieben: Weißbrot mit einer Soße und vielen ausgelösten Garnelen darauf. Wir gönnten uns einen köstlichen Teller Meeresfrüchte und eine Portion Muscheln. Der Meeresfrüchteteller kostete umgerechnet ca. 30,– Euro. Ich weiß nicht, ob so ein Teller bei uns in Österreich überhaupt zu bekommen ist, aber wenn, dann sicher ums doppelte teurer.

Danach verbrachten wir unsere letzte Nacht am Camping in Lokken und auch für längere Zeit unsere letzte Nacht im Zelt. Aber zum Camping muss ich noch was sagen: denn diesen haben wir ausgewählt, da im Campingführer stand, dass er einen Minizoo hat. Hatte er auch und bei jedem Gang zum Waschhaus konnten wir eine Ziegenfamilie mit zwei Jungen, Hasen, Schweine und zwei Waschbären beobachten. Das Highlight war allerdings die Känguruhfamilie mit 3 Tieren, zwei davon Albinos. Das ich auf meiner Tour in den hohen Norden „australische Einwanderer“ treffe hat mich zum Lachen gebracht.
Am letzten Abend sind wir zur Küste geschlendert, haben dort gemütlich auf unseren Campinghockern was getrunken und die Abenddämmerung genossen. Der Ausdruck Sonnenuntergang passt hier oben irgendwie nicht so recht. Zwar geht die Sonne noch unter, aber erst so um halb 10 am Abend. Davor und danach gibt es stundenlang die Blaue Stunde der Dämmerung. Die Wolken färben sich anders als bei uns, intensiver und eher von unten angestrahlt, da die Sonne in einem flacheren Winkel einfällt. So um halb vier früh geht sie dann auch wieder auf.

Am nächsten Tag packten wir unser Zelt für längere Zeit weg und machten uns daran Dänemark zu verlassen. Mit dem Auto ging es nach Frederikshaven, von wo am Tag darauf in der Früh unsere Fähre nach Göteborg ablegte. Die Nacht verbrachten wir im Hotel „The Reef“. Das hatten wir schon vor der Reise gebucht, da es laut Homepage eine tolles Schwimmbad im Keller hat, das fantasievoll gestaltet ist. Es gibt ein Innen- und Außenbecken, Jacuzzis, eine Reifen-Rutsche und auch eine Sauna und ein Dampfbad, sowie ein Wellenbad. Ein toller Ort für Kinder, da alles so gestaltet ist, als ob es eine in den Fels gehauen Pirateninsel wäre. Zwei, drei Unterschiede zu unseren Bäder stachen mir ins Auge: 1) es gibt kaum Liegestühle, 2) man darf sich das Bier mit ins Wasser nehmen und 3) die Dänen gehen anscheinend im Badezeug aber ohne Handtuch in die Sauna.

Mit der Stena Line verließen wir am nächsten Morgen Dänemark und setzten nach Göteburg, Schweden über. Gerade das Ende der Schiffsfahrt ist interessant, da man den Götakanal befährt. Über diesen geht eine 45 m hohe Brücke – ja, das allein ist nicht so spannend. Aber wenn man am Oberdeck der Fähre draussen steht, während man die Brücke passiert, beschleicht einen das mulmige Gefühl, dass sich das nicht ausgehen kann… dass der Schornstein des Schiffes sicher an der Brücke hängen bleibt. Glücklicherweise kann das bei den heutigen Fähren nicht passieren, sie haben die richtige Höhe. Aber im Hafen von Göteborg liegt ein alter dänischer Dreimaster, der wohl auch für immer in Göteborg bleiben wird – denn sein höchster Mast ist 47m hoch – und damit passt er nicht mehr unter der Brücke durch.

Dänemark wird mir als grünes, flaches Land mit vielen Feldern in Erinnerung bleiben, mit freundlichen Menschen und einer Stimmung in der ich gut abschalten konnte. Für die Größe des Landes hat Dänemark viel zu bieten und Naturliebhabern empfehle ich hier einmal Urlaub zu machen. Ich denke vom Grundvertrauen der Dänen könnten wir Österreicher uns eine dicke Scheibe abschneiden.

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